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Carl Nikolaus Adalbert Krueger wurde am 3. De
zember 1832 als Sohn des Amtsrats Carl Eduard Krueger in Marienburg
in Westpreussen geboren. Nachdem er in seiner Heimatsstadt die
Elementarschule besucht, brachte ihn der Vater auf das Gymnasium
zu Elbing. Dort blieb er indessen nur ein Jahr. Die Übersiedelung
der Eltern nach Wittenberg führte auch ihn nach der alten Lutherstadt.
Im Jahre 1851 erwarb er das Maturitätszeugnis auf dem Wittenberger
Gymnasium und begann hierauf das Studium der Astronomie an der
Berliner Universität. In Berlin fand er ausgezeichnete Lehrer. Während
der zwei Jahre, die er dort zubrachte, hörte er mathematische Vor
lesungen bei Dirichlet und Jo ac h i m s th a 1, physikalische bei
Dove, Magnus und Poggendorf, Chemie bei Mitscherlich.
In die Astronomie führte ihn Encke ein, der Direktor der Berliner
Sternwarte.
Die Übersiedelung an die Universität Bonn im Jahre 1853 wurde
von entscheidender Bedeutung für seine fernere Laufbahn. In Bonn
wirkte seit 1837 Argeiander, der die unter seiner Leitung neuerbaute
Sternwarte zu grosser Bedeutung emporgehoben hatte. Durch Ver
öffentlichung vortrefflicher Sternkarten und durch die Fortsetzung
Bessel’scher Arbeiten hatte Argeiander sich grossen Ruf erworben;
zugleich war er ein sehr anregender Lehrer. Krueger wurde sein
eifriger Schüler; er widmete nun der Astronomie seine ganze Kraft.
Noch als Student wurde er Argelander’s zweiter Assistent. Er pro
movierte im August 1854 mit einer Abhandlung über die Flamsteed-
schen Rektascensionen. Die Stellung als zweiter Assistent behielt er
noch eine Reihe von Jahren bei; neben ihm wirkte Schönfeld als
erster Assistent der Sternwarte. In diesen Jahren wurden Schönfeld
und Krueger die Mitarbeiter Argelanders an dessen grossem
Werk, der Durchmusterung der Sterne des nördlichen Himmels. Es
handelte sich darum, ein möglichst vollständiges Sternverzeichnis zu
geben und die Positionen der einzelnen Sterne zu bestimmen, wenn
auch ohne den Anspruch grosser Genauigkeit. Welch’ eine Summe
von Arbeit die Ausführung dieses wissenschaftlichen Unternehmens
erforderte, lässt sich daraus ermessen, dass über 300000 Sterne beob
achtet und bestimmt wurden. Die Bonner Durchmusterung war ein
Ereignis ersten Ranges in der astronomischen Wissenschaft und die
Grundlage für spätere Arbeiten.
Im Jahre 1859 wurde der Verstorbene erster Assistent der Stern
warte, im Jahre 1860 habilitierte er sich als Privatdozent an der Bonner
Universität. Aus der Bonner Zeit stammen noch Arbeiten, die er am
Heliometer ausgeführt hat, jenem feinen Messinstrument, bei welchem
das Objektivglas in zwei Hälften zerschnitten ist, und die eine Hälfte