Grundwissenschaften“. Ein dritter Band, der die Metaphysik und mit
ihr die Krönung des Gebäudes liefern sollte, ist leider nicht mehr zur
Ausführung gelangt. Doch enthalten die beiden vorliegenden Bände
zusammen mit seiner Psychologie (1884) und Logik (1894) ausreichen
des Material, um die Weltanschauung des Philosophen nach allen
Seiten kennen zu lernen. Eine kurze und präzise Darstellung derselben
würde im Interesse der Geschichte der Philosophie sehr erwünscht sein,
ist aber noch nie geliefert worden und auch nicht leicht zu liefern.
Glogau’s Schriften sind keine ganz leichte Lektüre. Überall tritt
er uns in denselben als ein gründlicher, tiefbohrender Geist entgegen,
der allen Seiten der Natur und des Lebens gerecht zu werden bestrebt
ist. Aber nur mit mühsamem Ringen findet er einen Ausdruck für
das, was ihn innerlich bewegt. Die Diktion ist schwer, hart und nicht
selten dunkel. Da herrscht nicht sowohl die sonnige Klarheit des Platon,
als vielmehr die Mondscheinbeleuchtung des Plotin. An Plotin erinnert
auch der weihevolle Ernst, der über dem Ganzen liegt und in schönem
Einklänge mit der Würde und Tiefe des Gegenstandes steht, welcher
die edelsten Besitztümer zweier Welten, das Gottesbewusstsein des
Christentums und die Ideenlehre des Platon zu verschmelzen bemüht ist.
Da blickt überall aus dem heiligen Dunkel des Hintergrundes
hervor das Seiende, %o ov, welches allein diese Bezeichnung in vollem
Sinne verdient und von Glogau, in berechtigter Akkomodation an
die religiöse Überlieferung, Gott genannt wird. Die Gewissheit Gottes
schöpft unser Philosoph aus der Gewissheit des eignen Selbstes: „Gott
ist, weil ich bin“, lauten seine tiefsinnigen Worte, welche, wie er selbst
sagt, nicht sowohl verstanden als erlebt sein wollen.
Alles andere Sein ist nur ein abgeleitetes, so schon das der Ideen,
unter denen Glogau nicht mit uns Naturkräfte, sondern in erster
Linie Allgemeinheiten wie das Gute, das Wahre, das Schöne versteht.
Diese Ideen bezeichnet er als ein fjulfjurjfia rov oVroc, als „einen Ab
glanz der göttlichen Ursonne“ und findet dieselben einerseits durch
einen schöpferischen Akt verwirklicht in der Natur (deren bloss phä
nomenale Realität, wie bei Leibniz, zugestanden aber nicht in ihren
Konsequenzen durchgeführt wird), anderseits lässt er die Ideen
den endlichen Geistern als den von Gott verliehenen Wesenskern
eingeboren sein, als Kräfte, die allmählich in dem zur Gottähnlichkeit
sich aufringenden endlichen Geiste, vermöge einer ihnen ursprünglich
eigenen Sollicitation, zur Entbindung gelangen. Beide, Natur und Geist,
sollen dann durch eine Art prästabilierter Harmonie Zusammenhängen.
Doch ich muss darauf verzichten, hier und in der Kürze eine
Vorstellung von dem Reichtum der Glogau’schen Gedankenwelt zu