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32. Das physikalische Institut.
Die Institutsräume erfuhren eine sehr wesentliche Erweiterung
durch Hinzuziehung der bisherigen Amtswohnung des Direktors zu dem
eigentlichen Institut. Da vom Herrn Minister die Mittel für die innere
Einrichtung der neuen Räume und die nötigen Erweiterungen des
Mobiliars in dankenswertester Weise zur Verfügung gestellt worden,
so konnte schon zu Beginn des Sommersemesters 1895 mit der
Organisation eines besonderen Übungslaboratoriums begonnen
werden, welches hier wie an anderen Orten als dringendes Bedürfnis
empfunden wurde. Dasselbe soll den Studierenden Gelegenheit geben
in systematischer Folge alle diejenigen Apparate und Methoden durch
die Praxis kennen zu lernen, welche sowohl für den jungen Physiker,
Mathematiker und Lehramtskandidaten, wie für die Mediziner, Chemiker,
Pharmazeuten und Naturwissenschaftler von besonderer Bedeutung sind.
Der Vielseitigkeit der Ansprüche wird dadurch genügt, dass die
Ubungsapparate in geeigneter Auswahl mit allem Zubehör an Hilfs
apparaten, Modellen, Reagentien und Werkzeugen ein für alle Mal an
demselben Platze aufgestellt sind. Im Sommersemester 1895 wurde
dieses „Praktikum“ von 31 Medizinern, Chemikern und Pharmazeuten,
im Wintersemester 1895/96 von 56 Medizinern und 19 Chemikern und
Pharmazeuten durchgemacht: täglich arbeiteten ausserdem darin 4,
bezw. 5 Vorgeschrittene. Durch die Raumerweiterung wurde ferner
eine geeignete Umordnung der Sammlung und die Einrichtung einer
besonderen historischen Sammlung ermöglicht.
Ein hervorragendes Hilfsmittel erhielt das Institut durch den vom
Herrn Minister bewirkten Ankauf der Privatbibliothek des Herrn
Geheimrat Karsten; dieselbe ist besonders durch die grossen Serien
wichtiger Fachzeitschriften und die sehr vollständige Lehrbücherlitteratur
von hohem Werte.
Im Februar wurde in kommissarischen Verhandlungen der Herren
Vertreter der zuständigen Ministerien und der Königlichen Bauämter
von Schleswig und Kiel als Bauplatz für den Neubau des Institutes
der Platz oberhalb des zoologischen Institutes festgesetzt; da derselbe
durch zwei Zweige der in nicht genügend grosser Entfernung vorüber
führenden elektrischen Strassenbahn eingegabelt wird, so wurde die
Errichtung eines Detachements auf dem Terrain der Sternwarte für
alle ein störungsfreies magnetisches Feld erfordernden physikalischen
Arbeiten beschlossen. Die Ausarbeitung der neuen Baupläne wurde
mit Zustimmung des Herrn Finanzministers in Auftrag gegeben.
Nach Weihnachten wurden auch im hiesigen Institute zahlreiche
Aufnahmen mit Röntgenstrahlen gemacht, z. T. von klinisch wichtigen