Full text: (1893/94)

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Herz bis zuletzt in warmer Zuneigung und treuem Wohlwollen schlug. 
Möchte sie als theures Vermächtniss wahren die Begeisterungs ä ig'ei 
dieses Mannes, die Liebe zu den Schätzen des Alterthums, die er nr 
vermittelte! Möchte sie die Erinnerung daran als einen lahsman mi 
sich tragen gegen die Blasirtheit und Gleichgültigkeit, die as u 
unserer Tage ist. 
Noch in einer anderen Beziehung war es für 1 orchhamm 
charakteristisch, dass er die Athener verteidigte und den Sokrates an 
griff. Das Thema war für ihn kein Versuchsfeld, seine geistige Virtuosität 
zu üben, es kam aus seinem innersten Herzen, dass er gegen lesen 
Philosophen und gegen diese Philosophie Pront machte. Obwohl en 
Realien des Alterthums mehr zugewandt, als der Entwicklung seines 
abstrakten Denkens, stand er doch der antiken Philosophie nahe. Im 
Aristoteles war er durchaus zu Hause; für mehr als eine seiner 
Schriften hat er neue und selbständige Wege der Erklärung ein 
geschlagen. Dass der Stagirit neben der factisch bestehenden athenischen 
Verfassung das Luftbild eines besseren Staates entwarf, machte er dem 
Halbbarbaren nicht zum Vorwurf, dass aber Sokrates, dei Vollgriec e, 
die Herzen seiner Schüler dem Staat des Pericles entfremdete, verzieh 
er ihm nicht. Der antike Bürgersinn war in Forchhammer lebem ig, 
auch er mit der Unmittelbarkeit, die seines Wesens schönster Zug war. 
Er führte ihn aus seiner Studirstube immer wieder in das Leben es 
Tages hinein, er machte es ihm zur Pflicht, seinen Landsleuten mitzu- 
theilen, was ihm das Herz bewegte. Und so ward er nicht müde, zu reden 
wie ein begeisterter Prediger von der Schönheit des Alterthums und 
seiner Werke. Hier fand er eine Sprache, der wir es noch mi 
Bewegung anmerken, welch’ mächtigen Wiederhall sie in den Pleiz 
seines Publikums finden musste: Ich spreche von Forchhammers 
praktischer Archaeologie, wie er sie in Flugschriften, in Vortragen 
Jahre hindurch mit dem schönsten Erfolg betrieben hat. Dabei war es 
ihm nicht nur darum zu thun, das, was er geschaut hatte, in 
Herzen seiner Zuhörer Wiedererstehen zu lassen, nicht nur arum 
zu thun, den Werdegang und die Natur der hauptsächlichsten 
Principien der Kunst, wie sie sich ihm darstellten, in populären Schritten, 
wie dem sinnigen Buch von der „Reinheit der Baukunst“ einem 
grösseren Publikum vorzulegen, er erstrebte auch, seiner Vatersta t ein 
wirkliches Abbild südlicher Kunstschätze zu verschaffen. Kiel, we c es 
bis dahin jeder öffentlichen Kunstsammlung entbehrte, verdankt hoic - 
hamrners unermüdlichen Bestrebungen in Wort und lhat sein tei 
uiuseum. .. • v 
Ich bin an einem Punkte angelangt, der wohl geeignet wäre, 
zu weiteren und weitausholenden Betrachtungen über dies reiclie
	        
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