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An den praktischen Uebungen für Physiker nahmen in den
beiden Semestern bezw. 4 und 3 Studirende theil. Das physikalische
Praktikum für Mediziner wurde von 22 bezw. 32 Studirenden besucht.
Dr. G. Karsten.
32. Die Sternwarte.
In Bezug auf grössere Aenderungen ist zunächst die Herstellung
von Vorrichtungen anzuführen, durch welche die photographische
Aufnahme des Sonnenspectrums in grossem Massstabe ermöglicht wird.
Der bereits früher umgeänderte ehemalige Windmesserthurm ist für
diese und ähnliche Zwecke bestimmt. Er trägt auf der Brüstung einer
Gallerie nach Süden einen Heliostaten, den Herr Otto I oepfer in
Potsdam in vorzüglicher Weise konstruirt hat; in dem Zimmer da
neben ist ein Gestell angebracht, welches ein schönes Rowland’sches
Gitter von Brashear, durch Herrn Müller in Bonn geliefert, mit dem
dazu gehörigen Spalt, Kassette u. s. w. aufnimmt. Ferner hat Herr
Otto Toepfer noch einen Mikroskop-Mikrometerapparat geliefert, durch
dessen Schraube Längen bis zu 150 mm unmittelbar gemessen werden
können. Der Apparat wird auch die Nachmessung von photographischen
Sternkarten in bequemer Weise zuiassen, wenn er auch nicht unmittel
bar dafür eingerichtet ist. Er lässt nämlich nur Messungen von
Abscissen in ununterbrochener Folge zu; die darauf senkrechten
Ordinaten wird man in schmalen Zonen mittelst des Mikrometers am
Mikroskop messen können.
An dem neuen transportablen Passagen-Instrument von A. Repsold
& Söhne hat Professor E. Lamp seit Mitte August vorigen Jahres
eine Anzahl Sterne, die in der Nähe des Zeniths culminiren, im ersten
Vertikal zu beobachten angefangen. Diese Beobachtungen haben den
Zweck, einen Beitrag zu der Lösung der wichtigen Frage über die
periodische Veränderlichkeit der Polhöhe, die in den letzten Jahren die
Astronomen so wesentlich beschäftigt hat, zu liefern.
Der Steinheil’sche Refraktor hat bei verschiedenen Gelegenheiten
von Professor Lamp für die Beobachtung neuer Cometen angewandt
Werden können, freilich wegen seiner mangelhaften Beschaffenheit nur
in beschränktem Maasse. Die Verschlechterung des Objektivs scheint
regelmässig fortzuschreiten. Da gegenwärtig keine Aussichten für
Aufstellung eines grösseren neuen Instrumentes vorhanden sind, wegen
der bedeutenden Kosten, nicht nur des Instrumentes, sondern auch
des dazu erforderlichen Gebäudes, wird es sich wohl doch lohnen,
wenigstens die Anschaffung eines neuen Objektivs zu dem vorhandenen
Rohr und Stativ ins Auge zu fassen.
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