I. Universitätsverwaltung und Personalnachrichten.
1. Verwaltung,
a. Jahresbericht.
erstattet von dem abtretenden Rektor Herrn Professor Dr. Reinke
beim Rektoratswechsel am 5. März 1892.
Hochansehnliche Versammlung!
Liebe Herren Kommilitonen!
Wenn der Rektor der Universität am Ablaufe seines Amtes den
Blick ruhen lässt auf dem dahingegangenen Verwaltungsjahre, so wird
naturgemäss sein Gefühl ein gehobenes sein in dem Bewusstsein freu
digen Stolzes, dass ihm durch freie Wahl der Kollegen die Ehre zu
Theil ward, eine Spanne Zeit an der Spitze einer deutschen Hochschule
zu stehen. Denn in unseren ernsten Tagen sind die Universitäten mehr
als je berufen zu Hüterinnen geistiger Freiheit, zu Pflegerinnen idealer
Gesinnung; auch sie sind ein Felsen von Erz in dem tosenden Meere
der Tagesmeinungen, der Tagesstrebungen, der Tageskämpfe. Auf
diesem Felsen erhebt sich weithin sichtbar und Allen, die sehen wollen,
erkennbar eine Tafel, deren Inschrift verkündet das, was wir wollen,
den Sieg des Lichtes über die Finsterniss, den Triumph der Wahrheit.
Wenn die Universitäten Nichts anderes leisteten als den Tausenden
jugendfrischer Herzen, die Jahr für Jahr zu ihnen strömen, einzuflössen
den Respekt vor wissenschaftlicher Wahrheit, das ehrliche, unbefangene
Suchen nach derselben und die Freude daran : die Universität würde
Ihnen, meine Herren Kommilitonen, den kostbarsten Edelstein gereicht
haben, dessen Besitz Sie stark und fest macht, gleich deutschen Eichen
den Stürmen zu trotzen, welchen die Menschheit ausgesetzt ist, und
die auch über Ihr Leben dahinbrausen werden. —
Man mag die höchste Vorstellung vom Berufe der Universitäten
haben, wie Alles hienieden sind auch Sie menschliche Einrichtungen
Und gleich allem Menschlichen dem Wechsel unterworfen. So lehrt
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