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wiegende Mehrzahl der Fälle, welche Studirende mit der akademischen
Disziplinarbehörde in Berührung brachte, auf Reibungen mit den Beamten
des nächtlichen Sicherheitsdienstes beruhte. Wenn ich nun auch die
Ueberzeugung gewonnen habe, dass in diesen Konflikten, die erfreu
licher Weise im Winter weit seltener vorgekommen sind, als im
Sommer, die Schuld keineswegs immer oder ausschliesslich auf Seiten
der Herren Studirenden lag, und ich aus diesem Grunde auch Schritte
bei den zuständigen Behörden gethan habe, so möchte ich doch auch
von dieser Stelle aus an Sie, meine Herren Kommilitonen, die freund
liche Warnung richten, in Ihrem eigensten Interesse jede Art von
Neckerei, von Scherz, auch des unschuldigsten, den nächtlichen Wächtern
des Gesetzes gegenüber zu unterlassen. Es sind das brave Leute, die
einen schwierigen und verantwortungsvollen Beruf zu erfüllen haben,
bei denen Sie, meine Herren, aber eine Eigenschaft offenbar irrig
voraussetzen, das ist c^er Sinn für Humor, Weil dieser Sinn jedenfalls
wenig vorhanden zu sein scheint, so hält der Wächter leicht jede, auch
noch so harmlose Bemerkung ihm gegenüber gleich für eine Provo
kation und schreitet in unzarter Weise gegen Sie ein: Sie, meine
Herren, ziehen dabei zunächst immer den Kürzeren und haben von der
Sache stets vielerlei Unannehmlichkeiten. Deshalb geht mein Rath
an Sie dahin, in dem angeregten Punkte besondere Vorsicht und Be
sonnenheit walten zu lassen, eine Warnung, die Ihnen der Rektor nicht
nur als Ihr Richter in Disziplinarsachen, sondern auch als Ihr bester
Freund ertheilt!
Von den lebendigen Gliedern der Universität gehe ich über zu
ihren Instituten. Der verflossene Sommer hat die langjährigen Neu
bauten im botanischen Garten zu endlichem Abschlüsse geführt,
der in einem auf der höchsten Kuppe des Gartens errichteten Pavillon
seine Krönung gefunden hat. Sodann ist das neue mineralogische
Institut im Herbst vollendet und bezogen worden, ein stattlicher Bau,
der unserer Universität zu besonderer Zierde gereicht, und dem wenige
Hochschulen Gleichwerthiges an die Seite zu stellen haben. Endlich
ist zu erwähnen, dass das bisher provisorisch dem mineralogischen
Institute eingeräumte Haus Brunswiecker-Strasse Nr. 12 von der König
lichen Staatsregierung für Universitätszwecke des Weiteren angemiethet
worden ist, und dass im Erdgeschoss die Poliklinik, im ersten und
zweiten Stock fortan die Seminare Unterkunft finden werden. Hier
durch tritt eine sehr wesentliche Entlastung des Universitätsgebäudes ein.