Full text: (1890/91)

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Soviel für unsere Universitätsbauten hier geschehen ist, die Be 
dürfnisse steigern sich und immer bleiben noch berechtigte Wünsche 
zu befriedigen. Als das jetzige Universitätsgebäude errichtet wurde, 
glaubte man dasselbe gegen den ursprünglichen Entwurf der Architekten 
verkleinern zu dürfen, weil die nunmehr eingetretene Frequenz der 
Universität nicht erwartet wurde. Immermehr hat sich die Unzuläng 
lichkeit des Gebäudes sowohl rücksichtlich der Hörsäle als der Ge 
schäftsräume herausgestellt und musste der Bau eines besonderen 
Gebäudes für die Seminare und die Lesehalle erbeten werden. Die 
Genehmigung hierzu ist vertagt, dagegen eine provisorische Abhülfe 
durch Anmiethung eines Gebäudes in Aussicht genommen, worüber 
Wein Herr Nachfolger im nächsten Jahre zu berichten haben wird. 
Von Universitäts - Instituten sind die Fortschritte im Bau des 
m >neralogischen Museums zu erwähnen, welches hoffentlich im Laufe 
dieses Jahres seiner Vollendung entgegengeht. 
Es ist von den grösseren Instituten das jetzige physikalische Institut 
das einzige, welches noch aus älterer Zeit stammt und für welches, da 
es den jetzigen Bedürfnissen nicht mehr entspricht, es eines Neubaues 
bedarf. 
Von dem Königlichen Ministerium sind mehrere Verfügungen 
ergangen, welche auf die innere Verwaltung der Universität Bezug 
haben, so zum Stipendienwesen, zur Kontrole des Vorlesungsbesuches, 
zur Regelung des wissenschaftlichen Tauschverkehrs der Universität 
mit anderen gelehrten Instituten, zur Regelung des Inskriptionsverfahrens 
und der Aufwendungen für die Fakultätsgeschäfte. Diese Punkte harren 
n °ch der endgültigen Entscheidung. 
Schliesslich ist noch eines Vorganges zu gedenken, bei welchem 
eine unmittelbare Theilnahme der Universitäten zwar nicht stattgefunden 
bat, welcher aber in seiner weiteren Entwickelung von grösster Be 
deutung für die Universitäten sein wird. Es ist dies die durch die 
eigenste Veranlassung Sr. Majestät des Kaisers in Angriff genommene 
Reform des höheren Schulwesens. Denn da unsere studirende 
Jugend von den höheren Schul-Anstalten zu uns kommt, so sind wir 
im höchsten Masse dabei interessirt, dass der junge Student am besten 
vorbereitet die Universität bezieht. Nun wäre es voreilig, Hoffnungen 
°der Befürchtungen über die bevorstehende Reform nach den bisher 
bekannt gewordenen Mittheilungen aus den Kommissionsberathungen 
auszusprechen. Aber einem ganz allgemein gehaltenen Wunsche darf 
ich wegen der Wichtigkeit der Sache wohl an dieser Stelle Ausdruck 
geben. Ich fürchte nicht, dass die Schulreform die für die wissen 
schaftliche Vorbereitung zu den historischen Wissenschaften so wohl 
bewährte Gymnasialvorbildung stören wird. Aber ich wünsche, dass
	        
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