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Soviel für unsere Universitätsbauten hier geschehen ist, die Be
dürfnisse steigern sich und immer bleiben noch berechtigte Wünsche
zu befriedigen. Als das jetzige Universitätsgebäude errichtet wurde,
glaubte man dasselbe gegen den ursprünglichen Entwurf der Architekten
verkleinern zu dürfen, weil die nunmehr eingetretene Frequenz der
Universität nicht erwartet wurde. Immermehr hat sich die Unzuläng
lichkeit des Gebäudes sowohl rücksichtlich der Hörsäle als der Ge
schäftsräume herausgestellt und musste der Bau eines besonderen
Gebäudes für die Seminare und die Lesehalle erbeten werden. Die
Genehmigung hierzu ist vertagt, dagegen eine provisorische Abhülfe
durch Anmiethung eines Gebäudes in Aussicht genommen, worüber
Wein Herr Nachfolger im nächsten Jahre zu berichten haben wird.
Von Universitäts - Instituten sind die Fortschritte im Bau des
m >neralogischen Museums zu erwähnen, welches hoffentlich im Laufe
dieses Jahres seiner Vollendung entgegengeht.
Es ist von den grösseren Instituten das jetzige physikalische Institut
das einzige, welches noch aus älterer Zeit stammt und für welches, da
es den jetzigen Bedürfnissen nicht mehr entspricht, es eines Neubaues
bedarf.
Von dem Königlichen Ministerium sind mehrere Verfügungen
ergangen, welche auf die innere Verwaltung der Universität Bezug
haben, so zum Stipendienwesen, zur Kontrole des Vorlesungsbesuches,
zur Regelung des wissenschaftlichen Tauschverkehrs der Universität
mit anderen gelehrten Instituten, zur Regelung des Inskriptionsverfahrens
und der Aufwendungen für die Fakultätsgeschäfte. Diese Punkte harren
n °ch der endgültigen Entscheidung.
Schliesslich ist noch eines Vorganges zu gedenken, bei welchem
eine unmittelbare Theilnahme der Universitäten zwar nicht stattgefunden
bat, welcher aber in seiner weiteren Entwickelung von grösster Be
deutung für die Universitäten sein wird. Es ist dies die durch die
eigenste Veranlassung Sr. Majestät des Kaisers in Angriff genommene
Reform des höheren Schulwesens. Denn da unsere studirende
Jugend von den höheren Schul-Anstalten zu uns kommt, so sind wir
im höchsten Masse dabei interessirt, dass der junge Student am besten
vorbereitet die Universität bezieht. Nun wäre es voreilig, Hoffnungen
°der Befürchtungen über die bevorstehende Reform nach den bisher
bekannt gewordenen Mittheilungen aus den Kommissionsberathungen
auszusprechen. Aber einem ganz allgemein gehaltenen Wunsche darf
ich wegen der Wichtigkeit der Sache wohl an dieser Stelle Ausdruck
geben. Ich fürchte nicht, dass die Schulreform die für die wissen
schaftliche Vorbereitung zu den historischen Wissenschaften so wohl
bewährte Gymnasialvorbildung stören wird. Aber ich wünsche, dass