Full text: (1888/89)

Diese Trauerfälle, welche allein engere Kreise bewegten, müssen 
zurückstehen, so sehr wir sie auch beklagen, gegenüber den ausser 
ordentlich schweren Verlusten, welche der ganze Staat erlitten hat. 
Es war uns nicht mehr vergönnt, die schon vorbereitete Geburtstags 
festlichkeit des Kaisers Wilhelm I. zu begehen, sondern wir mussten 
uns zur Trauerfeier für unseren so höchst ehrwürdigen Monarchen, 
dessen Ruhm unverlöschlich ist, hier zusammen vereinen. Darauf, 
ehe noch die Sonne sich wendete, sank die lichte Gestalt des Kaisers 
Friedrich dahin; sein Herz, das so voll den hehrsten Idealen des 
Friedens entgegenschlug, regte sich nicht mehr. 
Sie verliessen uns aber der starke Stamm der Hohen- 
zollern bleibt stehen. Die diesem geltende dritte Feier des ver 
gangenen Verwaltungsjahres war die Geburtstagsfeier Seiner Majestät 
des Kaisers Wilhelm II., auf den sich Aller Hoffnungen vereinen. 
Früher schon war die Hochzeit Ihrer K. Hoheiten des Prinzen 
Heinrich und der Prinzessin Irene erfolgt, ein Ereigniss, welches nicht 
zum wenigsten unsere Universität freudig bewegte und zu dem wir in 
einer Adresse unsere Glückwünsche übermittelt haben. 
An Seine Majestät den Kaiser Friedrich und an Seine Majestät 
den Kaiser Wilhelm II. sind seitens der Universität Beileidsadressen 
gerichtet worden, auf welche ein allergnädigster Dank am 15. April 
und am 17. Juli uns übermittelt worden ist. 
Als besondere Punkte des Fortschritts sind die Vollendung 
der Augenklinik, die im Januar bezogen wurde, sowie die Einrichtung 
eines hygienischen und gerichtlich-medicinischen Instituts zu nennen. 
Eine Vermehrung der Räumlichkeiten des Universitätsgebäudes ist in 
Aussicht genommen und soll der Entwicklung der Seminare sowie der 
Erweiterung des Lesezimmers dienen. 
Die ethnologische Sammlung des anthropologischen Vereins ist 
auf die Universität übernommen und es ist Herr Dr. Scheppig zum 
Director derselben ernannt. Für die turnerischen Bestrebungen unserer 
Commilitonen ist dadurch besser als bisher gesorgt worden, dass die 
sehr geeignete neue städtische Turnhalle an 5 Abenden in der Woche 
gemiethet werden konnte. Geeigneter Reitunterricht ist dadurch be 
schafft worden, dass dem Reitclub unserer Stadt ein ständiger Zuschuss 
aus dem Gehalt des früheren Reitlehrers der Universität überwiesen 
wurde, wofür den Studirenden zu ermässigten Preisen Reitstunden er- 
theilt, wodurch aber auch das Unternehmen des Clubs unterstützt 
werden konnte. 
Die Unterbringung der bisher auf dem Schloss aufgestellten 
Kunstsammlung in einem provisorischen Neubau ist in bestimmte Aus 
sicht genommen. Für einen definitiven Bau ist durch die Verbürgung
	        
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