Full text: (1888/89)

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ihren Raum innerhalb der Theologie zu gewähren haben, insofern es 
nur in kritisch besonnener Weise geschieht. Das Ziel aber, welchem 
er hier zustrebt, war, das Recht des Theismus zu erweisen, darunter 
ist in diesem Falle indes nicht zu verstehen, was man gewöhnlich die 
Beweise für das Dasein Gottes nennt, diese Beweise erschienen ihm 
vielmehr als das überflüssigste von der Welt, denn mit vollem Recht 
meinte er, das Dasein eines höchsten und letzten Grundes der ganzen 
Endlichkeit leugne niemand und könne niemand leugnen, auch der 
entschiedenste sogenannte Atheist nimmt jene letzte, alles umfassende 
Einheit an, welche sein Kausalitätsbedürfnis unweigerlich fordert und 
auf welche er ebenso notgedrungen gewisse Attribute des Gottes 
begriffs, des Absoluten überträgt, zunächst wenigstens die rein physischen 
der Macht, Allgegenwart, Allwirksamkeit u. s. w. Ueber das Dasein 
Gottes also herrscht im Grunde Einstimmigkeit; worauf es ankommt, 
ist nur dies, wie Gott zu denken ist, und hier schreitet der Verfasser 
einfach dazu, den allgemein verwendeten und zugestandenen Begriff 
des durchaus Unbedingten und durchaus Vollkommenen zu analysiren, 
um auf diesem Wege die Attribute des Gottesbegriffs zu gewinnen; 
denn durchaus vollkommen ist nicht, wer seiner selbst nicht mächtig 
ist, und das ist der nicht, der sein geistiges Wesen nicht in der höchsten 
geistigen Daseinsweise, welche wir kennen, im Selbstbewusstsein 
zusammenzufassen vermag. Durchaus vollkommen ist nicht, dem zwar 
das Attribut der absoluten Macht zukommt, aber ohne dass die ethisch 
vollendenden Eigenschaften der Weisheit und Güte uns eine Garantie 
geben gegen eine sinnlose Tyrannei. Diese Construction erweist sich 
als eine Umkehrung des bekannten ontologischen Arguments, welches 
aus der uns notwendigen Idee des allervollkommensten Wesens auf 
dessen Existenz erst schliesst. Hier ist umgekehrt die Existenz des 
selben als allerseits zugegeben betont und durch das Analoge seines 
Begriffs erfüllt sich das Absolute mit den Attributen der theistischen 
Gottesidee. Diese aber war dem Heimgegangenen die Grundlage 
seines ganzen inneren Lebens, aus ihr leitete er alles andre ab und 
vor allem lagen ihm im christlich vollendenden Gottesbegriff auch die 
Prämissen für die persönliche Fortdauer nach dem Tode, in deren 
heisser sehnsuchtsvoller Erwartung er nach schwerem Leiden im 
Glauben an Christum entschlummert ist. 
Die Geschichte berichtet uns von einem Streit der alten Theologen 
darüber, ob die Theologie ein habitus theoreticus, oder ein habitus 
practicus sei, das heisst nach unsrer Redeweise etwa, ob diese lediglich 
eine Sache des Verstandes oder mit der gesamten Characterbildung 
in Wechselwirkung stehende Geistesarbeit sei. Ich habe, aufrichtig 
gestanden, diese Streitfrage nie recht begriffen; der Grund davon ist
	        
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