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Verzeichnisse zu entlasten, aber auch den Benutzern der Bibliothek ein
Hilfsmittel der Orientierung darzubieten, da es vorgekommen ist, dass
Zeitschriften, obwohl in Kiel vorhanden, ohne Weiteres auswärts be
stellt werden. Zugleich wird das Verzeichniss erkennen lassen, wie
unverhältnissmässig der Bücherfonds durch die fortwährend wachsende
Zeitschriftenliteratur in Anspruch genommen wird, und wie dringlich
es ist, dieser längst anerkannten Thatsache durch dauernde Aufbesserung
der Mittel Rechnung zu tragen 1 ).
Ein Exemplar des Zeitschriften-Verzeichnisses ist im Lesesaal zur
Benutzung ausgelegt und wird auf dem Laufenden erhalten werden.
Mit besonderer Freude zu begrüssen war im Hinblick auf die
Katalogisierung und Kontrole der Universitätsschriften die erste
Veröffentlichung eines „Jahres-Verzeichnisses der an den Deutschen
Universitäten erschienenen Schriften.“ Es ist damit durch vereinte
Thätigkeit eine gemeinsame Arbeit aller Deutschen Universitäts-Biblio
theken geschaffen, welche jeder einzelnen gleichmässig zu Gute kommen
wird. Das Verzeichniss ermöglichte die Ausdehnung des im Vorjahre
für die Französischen Universitäten angelegten gedruckten Zettelkatalogs
(Chronik 1885/86 S. 21) nicht nur, wie gehofft, auf die Preussischen,
sondern auch auf die übrigen Universitäten des Deutschen Reiches.
Was die bevorstehende Redaktion der systematischen Kata
loge betrifft, soweit solche fehlen (Chronik 1876 S. 13), so ist als
Vorarbeit eine Durchprüfung des vorhandenen bibliographischen
Systems vorgenommen worden, nach welchem die ganze Bibliothek
geordnet ist. Dabei hat sich das überraschende Ergebniss heraus
gestellt, dass die ursprüngliche Grundlage unseres bibliographischen
Systems seit geraumer Zeit in Vergessenheit gerathen war, was auf die
konsequente Fortführung der Systematik nicht ohne störende Einflüsse
bleiben konnte. Unser Bibliotheksystem, wie es heute besteht, deckt
sich mit einer eigenhändigen Aufzeichnung des Oberbibliothekars
Andreas Wilhelm Cramer (Cod. MS. S. H. 410, C), enthaltend auf
22 Ouartseiten eine gedrängte Beschreibung der Bibliothek zu der Zeit,
als sie in den oberen Räumen des Königlichen Schlosses untergebracht
war. In örtlicher Beziehung wird das Verständniss jener Beschreibung
erleichtert durch eine davon unabhängige, in dem neuen Bibliothek
gebäude unter Glas und Rahmen aufbewahrte Handzeichnung mit einer
Larstellung der von Cramer erwähnten drei „Bibliothekzimmer“ 2 ).
Es unterliegt keinem Zweifel, dass Cramer die damalige Ordnung und
J ) Vgl. darüber O. Hartwig, Centralblatt für Bibliothekswesen I, 173 ft.) 176 f. 1884.
2 ) Sie ist kenntlich durch die Benennung: „Bibliothecae Academicae Kiloniensis
delincatio ichnographica (delineabat Lindner),“