Full text: (1885/86)

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Von grosser Bedeutung waren die Untersuchungen, welche in 
Kriminalfällen von den Gerichten Himly übertragen wurden und deren 
Resultate nicht selten ganz allein eine Entscheidung möglich gemacht 
haben. Er beobachtete bei diesen Arbeiten die grösste Sorgfalt und 
Vorsicht in der Ausscheidung von Giften und eine seltene Umsicht, ja 
man möchte sagen Schlauheit in der Berücksichtigung aller Nebenum 
stände und der Deutung der gefundenen Thatsachen. Es mag hier 
beispielsweise ein sehr hervorragender Fall ins Gedächtniss gerufen 
werden. Als im Jahre 1857. i n Neumünster eine grosse Vergiftung von 
Mehl stattgefunden hatte, zu deren Aufklärung eine eigene obergericht 
liche Untersuchungskommission dorthin gesandt war, wurde der ver- 
muthete Thäter lange vergeblich inquirirt, bis Himly auf Grund seiner 
chemischen und mikroskopischen Befunde ihm sagte, er habe den in 
einer Papiertüte befindlichen Arsenik in seiner Tasche in den Laden 
getragen, mit der rechten Hand in die Mehlkista geschüttet, das Mehl 
umgerührt und die Hand an der Hose abgewischt. Verblüfft durch 
diese dem Hergange genau entsprechende Aussage des Sachkundigen 
gestand der Verbrecher seine That. 
Gegenüber seinen praktischen Beschäftigungen trat die L e h r- 
thätigkeit Himly’s zurück, obwol sein Vortrag klar und anregend 
war, und eine Fülle eigner Erfahrungen seine Vorlesungen, die er 
oft durch sarkastische Witze würzte, den Zuhörern anziehend machte. 
In den praktischen Uebungen befasste er sich zumeist mit den begab 
teren Schülern. So erklärt es sich auch, dass seine literarische 
Thätigkeit, welche sich in Zeitschriften — u. A. in der „Chronik“ 
unserer Universität, Jahrgang 1873 und 1876 — zerstreut findet, vor 
wiegend seine Untersuchungen und Erfindungen behandelt. Zu Lehr 
zwecken hat er in grösserem Umfange nichts geschrieben. 
Der vorstehende Beitrag zu einer Würdigung der vieljährigen 
Thätigkeit des Verstorbenen an unserer Universität ist hervorgegangen 
aus den freundlichst gewährten sachkundigen Mittheilungen zweier 
Männer, die zu verschiedenen Zeiten als Assistenten Himly’s Gelegen 
heit gehabt haben, sein Wissen, Können und Wirken aus eigener An 
schauung und in eigner Mitarbeit kennen zu lernen. Es sind dies 
die Herren Dr. phil. Chr. Gänge, Docent der Chemie an der Uni 
versität Jena, und Apotheker Josef Schedel, zur Zeit in Kiel. 
Friedrich Volbehr.
	        
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