Full text: (1885/86)

Schlosses angewiesen, welches Pf aff während der langen Jahre seiner 
hiesigen Wirksamkeit nicht bloss zur Wohnung gedient, sondern auch 
die für die vereinigten Fächer der Physik und Chemie erforderlichen 
Laboratorien- und Vorlesungsräume geboten hatte. Die Anforderungen 
waren also zu jener Zeit sehr bescheiden gewesen; hatte doch Pfaff 
in den ,, Kieler Beiträgen“ vom Jahre 1820 das hiesige chemische 
Laboratorium den bestausgerüsteten an die Seite gestellt. Inzwischen 
hatten sich aber die Gebiete der Naturwissenschaften und unter diesen 
nicht am wenigsten das der Chemie bedeutend erweitert, und so zeigte 
sich, als Himly die Professur der letzteren übernahm, das jetzt allein 
für diese bestimmte Haus bald keineswegs zu umfangreich. Und als 
das Laboratorium dann im Laufe der Jahre mehr und mehr mit den 
vorzüglichsten Apparaten, entsprechend dem Bedarf der fortschreitenden 
Wissenschaft, ausgerüstet ward, wurden die Räume vollauf beansprucht, 
obgleich der grosse Aufschwung der organischen Chemie in den 
letzten Dezennien, dem der alternde Himly nach eignem Ausspruch 
„nicht mehr folgen konnte“, schon im Jahre 1873 zur Errichtung einer 
zweiten Professur für Chemie und eines zweiten Laboratoriums Ver 
anlassung ward. Jetzt ist das alte Laboratorium, nachdem es 86 Jahre 
im Gebrauch gewesen ist, geschlossen. Die dort bisher vertretenen 
Disziplinen werden nunmehr zugleich in dem neuen schönen Instituts 
gebäude gelehrt, und das Gebäude sieht jetzt weiterer Bestimmung 
entgegen. 
August Friedrich Karl Himly war am 26. November 1811 
als Sohn zweiter Ehe des namhaften Ophthalmologen Professor Dr. 
Karl Himly in Göttingen geboren. Nach dem Wunsche seines Vaters 
sollte auch er Mediciner werden, doch wandte er sich bald den Natur 
wissenschaften, namentlich der Chemie zu, für welche er nach seiner 
1835 stattgehabten Doktorpromotion sich als Privatdozent an der Uni 
versität seiner Vaterstadt habilitirte. Einige Jahre später wurde er da 
selbst zum ausserordentlichen Professor ernannt. Am 13. März 1846 
erhielt er dann, wie bereits erwähnt ward, den Ruf als ordentlicher 
Professor an die hiesige Universität, welcher er darauf 38 Jahre hin 
durch angehört hat und zwar bei steter geistiger und körperlicher 
Frische, bis er zu Anfang des Jahres 1884 zu kränkeln begann. Bald 
verschlimmerte sich sein Leiden (eine Verengerung der Speiseröhre) 
so sehr, dass er sich wegen Hülfe an seinen, von der akademischen Thätig- 
keit zurückgezogen in Wiesbaden lebenden, ehemaligen hiesigen Kollegen, 
den Wirklichen Geheimrath v. Langenbeck, wandte, der sich dann auch 
zur Vornahme einer Operation bereit erklärte. Diese brachte ihm zwar 
eine vorläufige Linderung, jedoch keine Heilung; dem alternden Körper
	        
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