Full text: (1885/86)

Weiterung der Dissertation, welche er im Jahre vorher zur Erlangung 
der Doktorwürde der philosophischen Fakultät eingereicht hatte. Die 
selbe befasst sich mit dem 5. Buch der Elegien des Properz, indem sie 
sowol Fragen der recensio und emendatio, als auch den Plan des Dichters 
in der Zusammenstellung der Gedichte und die Gliederung der letzteren 
einer methodischen Erörterung unterzieht, als auch endlich die Autorschaft 
des Properz gegen Zweifel von Heinireich und Carutti durch metrische 
und prosodische Beobachtungen zu schützen unternimmt. Auch wer 
sich nicht mit allen Einzel-Resultaten einverstanden erklären kann, wird 
doch an dieser Erstlingsschrift eine über das gewohnte Maass bei 
weitem hinausgehende Reife des Urteils anerkennen. 
Die Drucklegung 
derselben 
erfolgte 
wohin sich L., wie schon so mancher andre vorher, begeben hatte, um 
nach absolvirtem Doktor- und Staats-Examen Ritschl’s Einfluss auf sich 
wirken zu lassen. Dass derselbe bei ihm kein so tiefgreifender wurde, 
lag wol besonders daran, dass er gleichzeitig seiner Militärpflicht (im 36. 
Füsel.-Reg.) genügte, und dass im folgenden Jahre der Krieg mit Frankreich 
ausbrach. Diesen machte er im 85. Infanterie-Regiment mit. Nach dem 
Friedensschluss begab er sich nach Kiel zurück und trat zu Michaelis bei 
der Gelehrtenschule daselbst als Candidatus Probandus ein. In dieser Zeit 
schrieb er seine nächste Arbeit: „Kritische Beiträge zu Apulejus’ Meta 
morphosen“, welche im 3. Bande der von Ritschl herausgegebenen 
Acta societatis philologae Lipsiensis, Lipsiae 1873 p. 443—504 gedruckt 
wurde. In dieser gab er ein vollgültiges Zeugnis wie seiner Vertrautheit 
mit Apulejus, so seiner kritischen Schulung. Indem er nachdrücklich 
betonte, dass die Abschrift Laur. 29,2 (cp) aus dem Stammcodex Laur. 
68,2 (F) gemacht worden sei, ehe dieser von zweiter Hand (f) durch- 
korrigirt worden war, erwies er, dass eine viel konsequentere Berück 
sichtigung verdiene, als ihr in der letzten Ausgabe, der von Eyssen- 
hardt, zu Teil geworden sei. Desgleichen machte er auf die Bedeutung 
von Lucians Aovxioq ij ’Övog für die Textkritik der Metamorphosen des 
Apulejus, besonders für die Annahme von Lücken aufmerksam, endlich 
aber zeigte er auch, wie für viele verderbte Stellen dieser Schrift die Heilung 
nur in genauester Beobachtung des Sprachgebrauches des Apulejus über 
haupt und seiner Schreibart in dieser Schrift im besondern zu finden sei. 1 ) 
Ostern 1872 ging er an das Gymnasium in Flensburg über und 
erhielt noch in demselben Jahre die Stelle eines ordentlichen Lehrers an 
!) Der „Freund“ dessen Meinungen mehrfach (S. 462 und 473) erwähnt werden, 
ist nach Bleistiftnotizen im Exemplar der Acta unsrer Universitäts - Bibliothek, wie zu er 
warten war, Erwin Rohde.
	        
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