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Verhältnissen ungemindert fortdauert. Der Name Wilhelms I. ist mit den epoche
machenden Ausgrabungen, welche zu Rom im Hain der Arvalbrüder, in Athen, Olympia,
Pergamon gemacht worden sind, für alle Zeiten verbunden; insbesondere gebührt
seiner tatkräftigen Teilname und königlichen Munificenz der Dank dafür, dass die
Aufdeckung und Untersuchung der Altis von Olympia an das vorgesteckte Ziel gelangt
ist. Eine ungeahnte Fülle neuer Anschauungen und Belehrungen über die verschie
densten Seiten griechischen Lebens, vor allem aber über die höchsten Leistungen
des griechischen Geistes, Architektur und Plastik, ist durch diese Entdeckungen der
Altertumswissenschaft zugeführt. Wol dürfte es sich daher ziemen und der Bedeutung
des Tages entsprechen die Aufmerksamkeit auf die griechische Kunst hinzulenken,
und so sei es gestattet in diesem weihevollen Augenblicke, wo wir uns im Geiste
um das theure Bild des allverehrten Kaisers sammeln, zu reden von dem Bilde des
Menschen, vom Portrait in der griechischen Plastik. Was unser
heut vor 50 Jahren verklärter Dichterfürst sagt: »Die Gestalt des Menschen ist der
Text zu allem, was sich über ihn empfinden und sagen lässt,* gilt wie vom Menschen
des Lebens, so auch von dem der Kunst.
Zwar hat die griechische Plastik ihre vornehmste Aufgabe in der Aus
gestaltung der Gottheit gesehen, aber sie hat sich doch auch früh der Darstellung
des Menschen zugewendet, ja gerade an ihr sich von überkommenen Schranken zu
vollendeter Freiheit durchgearbeitet und in ihr Vorbilder geschaffen für alle Zeiten,
zumal für die unsrige, welche wieder in edler Gesinnung eifrig bemüht das Verdienst
grosser Männer zu ehren, den höchsten Zoll öffentlichen Dankes der Kunst des
Bildhauers anvertraut.- Ja nachdem die Herrlichkeit der griechischen Götterwelt im
Bewusstsein der Menschheit der neuen Botschaft »Gott ist ein Geist« gewichen ist,
beruht die Teilname unsrer Zeit für die Aufgaben und Leistungen der Plastik vorzüg
lich auf dem Portrait.
Die Plastik des Orients hat es auch nach tausendjähriger Arbeit selbst auf
der Höhe ihrer Entwickelung nur zu nüchterner, trockner Wiedergabe, nicht zu wahr
haft künstlerischer, poetischer Darstellung des Menschen gebracht. Diese war dem
Völkchen beschieden, an welchem sich der orientalische Despotismus brach, den
Bewohnern jenes eminent plastischen Landes, den Hellenen. Das Geheimnis ihrer
Kunst liegt in der Verbindung des ihnen eingepflanzten idealen Sinnes mit der treusten
Hingabe an die Natur, und die griechische Plastik stellt den glücklichsten Bund von
Idealismus und Realismus dar. Ihn zeigt auch der classische Portraitstil. Aber von