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30. Das Schleswig-Holsteinische Museum vaterländischer Altertümer.
Der Hauptkatalog der Altertumssammlung hat im Etatsjahr 1881—82 eine Vermehrung
von Nr. 4672 bis 4906 aufzuweisen.
Zufolge testamentarischer Verfügung des am II. Februar 1881 in Schleswig verstorbenen
Geh. Justizrats Dr. A. L. J. MlCHELSEN, der während seiner früheren Wirksamkeit an hiesiger
Universität auch dem Vorstande der vormaligen Altertumsgesellschaft angehört hatte, erhielt das
Museum eine sogenannte Hummel (aus Kellinghusen *)> eine Messingschüssel mit dem Doppeladler
und einen Schönen geschnitzten Schrank vom Jahre 1593, welcher nach mündlicher Ueberlieferung
aus der Kirche zu Brecklum herstammen soll. (Nr. 4673, 74 und 75.)
Der Vorstand der Hamburger Altertumssammlung schenkte eine galvanoplastische
Nachbildung des sogenannten Dithmarscher Runen - Goldbracteaten, welcher nach der ältesten
Ueberlieferung in Dithmarschen 1851 ausgepflügt und im Atlas de l’archeologie du Nord unter
Nr. 219 abgebildet ist. (Nr. 4681 2 ).
Der Anthropologische Verein für Schleswig - Holstein hat auf seine Kosten ein Steingrab
bei Ottenbüttel, Kirchspiel Hohenaspe, untersuchen lassen und den daselbst gefundenen Flintspeer
nebst Ueberresten des I m langen Holzschaftes (Nr. 4726) dem Museum geschenkt. Die Ausbeute
aus der Untersuchung des Küchenabfallhaufens unweit vom Hopsö bei Süderballig 3 ), Kirchspiel
Hoptrup, ist erst zum kleineren Teil (Nr. 4817) überwiesen.
Den gütigen Bemühungen des Herrn Professor Dr. PANSCH und des vormaligen Besitzers
Herrn VOIGT sr. verdankt das Museum die Fundsachen aus einem bisher nur teilweise abge
tragenen Riesenbett bei Pommer by, Kirchspiel Sieseby, auf welchem neben dem ursprünglichen
Steinalterbegräbnis ein Urnenfriedhof angelegt war. (Nr. 4723, 4780, 4841—92.)
Gelegentlich einer Parkanlage in Dockenhuden, Kirchspiel Nienstedten, ergaben sich
weitere Funde auf dem dortigen Urnenbegräbnisplatz, welche teils zu den früheren (s. Bericht 36
S. 14) in das hiesige Museum (Nr. 4763—66, 4777—79, 4838—40), teils in die Hamburger Alter
tumssammlung gelangt sind. Herr Lehrer H. F. ScHYTH daselbst hat hier wie schon bei
früheren Gelegenheiten das Interesse der vaterländischen Altertumskunde in umsichtiger und uneigen
nütziger Weise wahrgenommen.
Durch die gefällige Vermittelung des Herrn Seminaristen W. SPLIETH, d. Zt. in Tondern,
gelang es verschiedene Urnen, Bronze- und Steinsachen, welche beim Steingraben in den Grab
hügeln der Norderhaide von Sylt gefunden sind, für das Museum zu erwerben (Nr. 4711,
4756 — 62). Derselbe schenkte wiederholt Altertumsgegenstände, meist aus der Gegend von
*) Schleswig-Holsteinischer Landeskalender 1876. S. 55—56
7) Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen i860. S. 393*); Memoires de la society Royale des
antiquaires du Nord 1850-60. S. 281 und 1866-71. S. 366—68. — Ein zweites Exemplar der Nachbildung wurde an
das Dithmarscher Museum zu Meldorf abgegeben.
« 3 ) Vergl. Zeitschrift für Ethnologie. Bd. XIII. (188..) S. .85-86. Correspondenzblatt der Deutschen An
thropologischen Gesellschaft 1882. S. 38.