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wir um so eher für die Heimath in Anspruch nehmen, und sie alle deuten auf ein Gebiet, die
Gegend von Trier.
Der in Trier befindliche Rock Christi regte die vagierende Muse des Dichters an, diese
Reliquie zu verherrlichen und ihre Ueberführung nach Trier zu beglaubigen. Trier auch ist der
Ausgangspunkt der legendenartig von ihm bearbeiteten Heldensage. Hier residierte Orendels
Vater, der mächtige König Ougel, welcher zwölf Königreiche in seiner Hand vereinte und von
hier geht die den Spielmannsepen eigenthümliche Brautfahrt aus. Die Stadt, welche er mit offen
barer Vorliebe in den Vordergrund stellt, v. 168:
Gar witen ist sie erkant
und ihre Umgebung kennt der Dichter sehr gut: Trier liegt an der Mosel 166, diese hinabfahrend
gelangt man bei Koblentz in den Rhein 347, von da stromabwärts ins Meer 349.51- Nach der
andern Seite kennt er die Stadt Metz und weiss, dass sie vierzehn Meilen von Trier entfernt ist 3112.
Diese Localangaben lassen auf das von Metz und Koblentz begrentzte Moselland, speciell
auf Trier den localen und geistigen Mittelpunkt als Heimath Orendels schliessen und damit steht
im Wesentlichen der Dialect unseres Gedichtes im Einklang.
Zur Vergleichung beziehe ich mich auf R. Heinzei, Niederfränkische Geschäftssprache,
Paderborn 1874, welcher aus Urkunden die Lautstände der fränkischen Dialecte dargelegt hat; von
ihnen kommt der Trierer Dialect, von Heinzei mit V bezeichnet, für uns in Betracht. Ich gebe
nachfolgend (nach H. p. 315 ff., die Reihenfolge beibehaltend) die Lautverhältnisse desselben, soweit
sie eine Vergleichung mit den aus Or. gewonnenen Resultaten zulassen:
Trierer Dialect.
in der Regel d, auslautend z. Th. t.
nicht vollkommen durchgedrungen,
inlautend meistens v, daneben b; auslautend f.
mehr ph, f als p.
selten dafür b.
auslautend sehr häufig ch, selten k.
fällt vor und nach Dentalen aus.
Wechsel von 1 und n: gutturales n.
dafür g in Guleke (Jülich). x )
ist noch ungeschädigt.
Umlaut ist selten nicht durchgedrungen; i statt e in gild,
dafür häufig e.
e. — grevo. 1 )
selten dafür noch u.
ei und e.
wird von ü verdrängt.
erscheint im Anfang der Periode (IX. Jahrh.) häufiger, als zu Ende
derselben (XII. Jahrh.); daneben 6 und ü.
Siehe dagegen den Lautstand Orendels p. 166 ff. Die Uebereinstimmung im Grossen und
Ganzen ist deutlich; kleine Differenzen, z. B. dass Or. auch dem Umlaut von a Widerstand leistet
1) Guleke und grSvo nahm ich aus der Fortsetzung des Dialectes im XIII. XIV. XV. Jahrh. (p. 325 ff.), aus der
wol ein Rückschluss erlaubt ist.
Hochd.
t
z
b
ph
V
g
h
n
j
sc
e
i
ae
o
ei
iu
uo