Iis sind in der Litteratur schon recht viele Fälle spontaner Äortenrupturen verzeichnet,
meistens ist jedoch nur der gröbere anatomische Befund angegeben, seltener sind
die Häute der Aorta mikroskopisch untersucht worden. Der makroskopische Befund
ist theils so verschiedenartig, theils ein solcher, wie er gewöhnlich in Bezug aut
Arterienerkrankung dem Alter der Leiche entspricht; die mikroskopische Untersuchung
dürfte auch, so weit mir bekannt, absonderliche Veränderungen nicht zu Tage gefördert
haben, die nicht ebenfalls häufig gefunden werden in Leichen von dem betreffenden
Alter, es ist somit immerhin nicht recht einzusehen, warum gerade in diesen Fällen
dem Leben durch spontane Zerreissung der Aorta ein jähes Ende gemacht worden ist.
So wenig der objective Befund zu einer Erklärung der in Rede stehenden
Gefässzerreissung genügend ist, so wenig ausreichend sind auch die äussern Momente,
bei dem einen Fall finden wir Zornausbruch, bei dem andern Brechanfall, bei einem
dritten Aufrichten im Bette, bei sehr vielen fehlt jeder stärkere Impuls des Herzens:
daher scheint es mir nicht ganz überflüssig, dass jeder zur Section kommende Fall
von Aortenruptur veröffentlicht wird, um vielleicht als Beitrag dienen zu können, das
Dunkel und das Unerklärliche im Wesen dieser Rupturen zu beseitigen.
Aus diesen Gründen und da ohnehin gewiss viele Fälle spontaner Aortenzer-
reissungen unter den mit der Diagnose »Schlaganfall« Verstorbenen verborgen bleiben,
habe ich es für erlaubt angesehen, einen Fall, der auf dem hiesigen pathologischen
Institut zur Section gekommen ist, zu veröffentlichen.
Der 70 Jahre alte Arbeiter Tyggesen, Alumne des hiesigen Armen- und
Krankenhauses, starb den 22. December 1878, früh morgens beim Aufrichten im
Bette mit dem Ausruf »Hilf mir« zu einem andern in seinem Zimmer anwesenden
Alumnen. Am vorhergehenden Abend hatte sich derselbe noch sehr wohl gefühlt
und mit seinen Genossen Karten gespielt. An Husten soll der Vorstorbene aller
dings gelitten haben,