U eber die Geschichte des Cysticercus cellulosae finden sich in den verschiedenen Lehrbüchern
die verschiedensten Angaben. Während Küchenmeister 1 ) in der neusten Auflage seines
Werkes über die „Parasiten des Menschen“ den ersten Fall von Cysticercus cellulosae beim
Menschen schon in das Jahr 1588 verlegt (Ruinier), und Leuckart 2 ) das Jahr 1659 angiebt,
in welchem Wharton colossale Mengen von Finnen beim Menschen soll aufgefunden haben,
nehmen Stich 3 ; und Heller 4 ) erst das Jahr 1786 an, in welchem Werner den Cysticercus
cellulosae, dessen thierische Natur bis dahin erkannt war, beim Menschen fand und diesen Be
fund veröffentlichte 5 ). Diese Verschiedenheit der Angaben hat aber nur darin ihren Grund,
dass die von Leu ckart und Küchen meister angezogenen Fälle höchst wahrscheinlich
Fälle von Cystic erken gewesen sind; der erste wirklich auf Cysticerkus beruhende
u nd als solcher verbürgte Fall, ist der von Werner.
Die selbstständig thierische Natur des Cysticercus cellul, wurde im Jahre 1688 von dem
Königsberger Arzte Hartmann entdeckt 6 ); aber erst nach langen Jahren lieferten Pallas
(1760) und besonders der Quedlinburger Pfarrer Göze (1782) 5 ) eine genauere Naturgeschichte
der Blasenwürmer, so auch des Cysticercus cellulosae.
Mag man nun aber die Entdeckung des Cysticercus cellulosae beim Menschen, in das
vorerwähnte Jahr 1786, oder in ein noch früheres zurückdatiren, so bleibt es doch immerhin
unverständlich, wie in diesem langen Zeiträume nur erst so wenig directe Untersuchungen an
gestellt worden sind, den Nachweis zu liefern, auf welchem Wege die Cysticerken in die mensch
lichen Organe gelangen, resp. gelangt sind. In dieser Beziehung ist die um so viele Jahrzehnte
jüngere Trichina spiralis glücklicher daran gewesen, indem nach ihrem Auftauchen die patho
logischen Histologen mit einem wahren Feuereifer daran gingen, die unbekannten, — allerdings
z ur Zeit noch immer strittigen — Wege, welche die Trichine auf ihrer Wanderung in die Mus-
*) Küchenmeister, die Parasiten des Menschen. II. Auflage , herausgegeben von Küchenmeister und Zürn.
Leipzig. I. Lieferung, pag. 58. Anmerkung.
2) Leuckart, die Blasenbandwürmer und ihre Entwicklung. Giessen 1856. pag. 3.
3 ) Stich, Annalen des Charite-Krankenhauses V. 1854. I. Heft. pag. 190.
4 ) Heller, Invasionskrankheiten, in v. Ziemssens Handbuch der spec. Pathol. Bd. III. pag. 33 1 •
5 ) Werner, Verm. intest, brev. expositionis contin. II. Lips. 1786, pg. 7.
G ) Miscell. curiosa seu Ephem. Acad. Nat. Cur. Decur. II. Ann. VII. pag. 58.
7 ) Göze, Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweidewürmer.