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Es erklärt sich nun leicht, warum auf der einen Seite des Kreises Poseidon in
der Nähe des Wellen- und Wasser-Heros Aigeus steht, der von den cäyeg — xv/iara,
(Hesych.) seinen Namen hat, und ein Bruder ist des neben ihm stehenden Regen-
schleuderers Pallas (*allst cf. IfallaQ welchem nach Sophokles die Herrschaft
des Landes gegen den Südwind zufiel, der den Griechen den Regen bringt. Er
wird, daher von dem Dichter bezeichnet als der »rauhe, — der die himmelstürmenden
Giganten ernährt«, welche durch die den Himmel anstrebenden Dünste Pelion und
Ossa zu Einem Berg machen. So ist die eine Hälfte des Jahreskreises dargestellt
durch Götter und Heroen des giessenden Winters, während die andere Hälfte durch
die besonders im Sommer häufigen Wirkungen des Gewitters, durch die Geburt des
Erichthonios, des Kindes der Ge und des Hephaistos charakterisirt ist. Doch
sind ja selbstverständlich auch im Sommer bei der Entladung eines Gewitters momentan
auch die giessenden uud fliessenden Mächte zugegen, nur dass ihre dauernde Herrschaft
in den Cheimon fällt. Kekrops und seine Töchter sind immer da, so lange Nässe auf der
Erde ist. Dass Herse und Aglauros bei der Geburt des Erichthonios zugegen sind oder her
beieilen, widerspricht ebenso wenig der Sage und der Wirklichkeit, als dass ihnen später
das Kind anvertraut wird, und sie es »offenbar« werden lassen, indem sie selbst aus dem
Dasein scheiden. Denn in der That hört zuweilen bald nach dem Sommersolstiz im
Juli der Thaufall auf kurze Zeit gänzlich auf, wie sich aus den Beobachtungen der
Sternwarte in Athen für 1861 und 1862 ergiebt. Vgl. A. Mommsen Griech. Jahres
zeiten. II. S. 150. Nur die Pandrosos bleibt immer der Göttin der Luft getreu.
Der Künstler hat der physisch-religiösen Beziehung seines Kyklischen Ge
mäldes gleichsam ein Zeugniss beigeben wollen durch das Innenbild, auf dem die
Eos den Kephalos raubt, eine Sage, welche bereits 1837, Hellenika S. 81.
vollständig erklärt ist.