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erkrankten und starben an acuter gelber Leberatrophie zwei Geschwister, der Bruder
9 Monate später als die Schwester, und ausserdem erkrankten noch 2 Schwestern an
Icterus, genasen aber. Alle lebten unter denselben ungünstigen Verhältnissen, in
einer ärmlichen unsauberen Wohnung, welche in einem elenden Hof gelegen war
Welcher Art der inficirende Stoff sei, darüber entbehren wir zur Zeit noch jeder
Aufklärung. Es sind freilich von verschiedenen Autoren (Klebs, Eppinger u. Waldeyer)
Bacterien in der Leber gefunden worden bei der acuten gelben Atrophie; aber diese
Beobachtungen stehen bis jetzt noch zu vereinzelt da, als dass man aus ihnen einen
Schluss zu ziehen berechtigt wäre. Doch liegt es jedenfalls sehr nahe, die acute gelbe
Leberatrophie als eine Infectionskrankheit aufzufassen. Dafür sprechen die Plötzlich
keit des Auftretens, der schnelle stürmische Verlauf, die schweren Allgemeinerschei
nungen und manche Einzelheiten des Sektionsbefundes. In sehr vielen Fällen sind
Herzfleisch und Nieren entartet gefunden, in den meisten war auch die Milz vergrössert,
matsch, weich und zerreisslich. Ein anderer schwieriger Punkt ist freilich noch die
Frage, warum denn diese Infection so selten statthat ? Es giebt da zwei Möglich
keiten : Entweder das krankmachende Agens findet sich nur selten, oder die Disposition
zur Erkrankung durch dasselbe ist bei der Mehrzahl der Menschen ausserordentlich
gering. Von diesen beiden ist die erstere wohl die richtigere Anschauung; denn es
ist nicht wohl einzusehen, warum nur einem kleinen Bruchtheil aller Menschen die
Disposition für eine bestimmte Krankheit inne wohnen sollte. Dass Kinder und
andererseits in höherem Alter stehende Personen meistens verschont bleiben, ist
freilich auffällig, doch findet sich diese Thatsache auch bei anderen Infectionskrank-
heiten. Leute niederen Standes und Schwangere werden der Krankheit leichter zum
Opfer fallen als Andere, weil Beide eine geringere Widerstandskraft gegen schwächende
Einflüsse haben.
Zum Schluss sei es mir gestattet, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof.
Dr. Heller, für die Ueberlassung des Materials und die mannichfache Anleitung,
Welche er mir zu Theil werden liess, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.