Full text: (Band XXVI.)

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erkrankten und starben an acuter gelber Leberatrophie zwei Geschwister, der Bruder 
9 Monate später als die Schwester, und ausserdem erkrankten noch 2 Schwestern an 
Icterus, genasen aber. Alle lebten unter denselben ungünstigen Verhältnissen, in 
einer ärmlichen unsauberen Wohnung, welche in einem elenden Hof gelegen war 
Welcher Art der inficirende Stoff sei, darüber entbehren wir zur Zeit noch jeder 
Aufklärung. Es sind freilich von verschiedenen Autoren (Klebs, Eppinger u. Waldeyer) 
Bacterien in der Leber gefunden worden bei der acuten gelben Atrophie; aber diese 
Beobachtungen stehen bis jetzt noch zu vereinzelt da, als dass man aus ihnen einen 
Schluss zu ziehen berechtigt wäre. Doch liegt es jedenfalls sehr nahe, die acute gelbe 
Leberatrophie als eine Infectionskrankheit aufzufassen. Dafür sprechen die Plötzlich 
keit des Auftretens, der schnelle stürmische Verlauf, die schweren Allgemeinerschei 
nungen und manche Einzelheiten des Sektionsbefundes. In sehr vielen Fällen sind 
Herzfleisch und Nieren entartet gefunden, in den meisten war auch die Milz vergrössert, 
matsch, weich und zerreisslich. Ein anderer schwieriger Punkt ist freilich noch die 
Frage, warum denn diese Infection so selten statthat ? Es giebt da zwei Möglich 
keiten : Entweder das krankmachende Agens findet sich nur selten, oder die Disposition 
zur Erkrankung durch dasselbe ist bei der Mehrzahl der Menschen ausserordentlich 
gering. Von diesen beiden ist die erstere wohl die richtigere Anschauung; denn es 
ist nicht wohl einzusehen, warum nur einem kleinen Bruchtheil aller Menschen die 
Disposition für eine bestimmte Krankheit inne wohnen sollte. Dass Kinder und 
andererseits in höherem Alter stehende Personen meistens verschont bleiben, ist 
freilich auffällig, doch findet sich diese Thatsache auch bei anderen Infectionskrank- 
heiten. Leute niederen Standes und Schwangere werden der Krankheit leichter zum 
Opfer fallen als Andere, weil Beide eine geringere Widerstandskraft gegen schwächende 
Einflüsse haben. 
Zum Schluss sei es mir gestattet, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. 
Dr. Heller, für die Ueberlassung des Materials und die mannichfache Anleitung, 
Welche er mir zu Theil werden liess, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
	        
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