Möge diese kurze Scizze eine Andeutung geben von dem Wirken eines edlen
Mannes, der die Wahrheit, den letzten Sinn und innersten Kern alles menschlichen
Thuns und Strebens von ganzer Seele zu erfassen trachtete und dem diese Aufgabe
sein Alles war. Er hat jedes Menschenleben aufgefasst als ein in sich einheitliches
Ganze, welches seinen Mittelpunkt, sein ihm eigenthümliches Ideal haben müsse, aus
welchem alles Einzelne mit innerer Nothwendigkeit hervorwachse und hervorspriesse
wie die Knospen und Blüthen aus einem Frühlings-Zweig.
Und wahrlich, der heutige Tag mit seiner Feier, zeigt er uns nicht ein solches
echt Pindarisches Gemälde? Ja, wenn wir auf unsren geliebten Kaiser blicken, so
müssen wir laut verkünden: Wir stehen hier einem solchen Leben gegenüber, das
gleichsam aus einem Guss ist, das von seinem ersten Athemzuge bis zum heutigen
Tage getragen, durchdrungen, verklärt war von einem grossen, mächtigen, wahr
haftigen Ideal. Das Ideal unsres Kaisers, es war allezeit das Glück seines Volkes,
die Liebe zu seinem Volke! Aber was aus dem Herzen geboren ist, dringt auch
zum Herzen. Das Volk, welches immer schlicht und einfach denkt, kennt wohl das
Herz seines Kaisers und weiss, dass es keinen treueren Beschützer und Freund hat,
als ihn. Desshalb, wenn er heut sein freundlich leuchtendes Auge hin durch das
Land bis nach den fernsten Grenzen schweifen lässt, o die innere Stimme wird es
ihm sagen: wo Deutsche wohnen, da wohnt auch deutsche Ireue und Liebe gegen
ihren Kaiser, und wo deutsche Zunge klingt, da sendet sie heut ihren geflügelten
Gruss und fromme Wünsche ihm entgegen und verkündet, wovon das Herz voll ist-
So möge unser erhabener Monarch getragen von der Liebe seines Volkes
über die Schwelle des neuen Lebensjahres schreiten. Mögen ihm noch viele Jahre
glückseeligen Wirkens und reicher Freude im Anblick seinerSchöpfungen beschieden sein!
Wir aber fassen all unsre Wünsche in das Wort zusammen:
Gott erhalte und segne unseren erhabenen Kaiser und
König Wilhelm I. Er lebe hoch!