Full text: (Band XXIV.)

Ueber Fremdkörper im Auge. 
Das Interesse, zu beobachten, wie das Eindringen und Verweilen von fremden Körpern im 
Auge ertragen wird, welche Gefahren ein fremder Körper im Innern des Auges sowohl für das 
primär getroffene als auch unberechenbarer Weise für das gesunde Auge mit sich bringt, und der 
Umstand, dass allbekannte Erfahrungen und Grundsätze durch neue Beobachtungen und Erfahrungen 
zu befestigen nicht schaden kann, lässt entschuldigen, wenn ich das Thema über Fremdkörper 
im Auge, trotzdem dasselbe in der Literatur schon so häufig abgehandelt ist, nochmals berühre. 
Ausserdem sind im Laufe der Jahre auf der Kieler Universitäts-Augenklinik mehrere so hübsche 
Fälle von Fremdkörper im Auge vorgekommen, dass eine Beschreibung und Veröffentlichung 
derselben wünschenswerth ist. 
Da die Cornea und hauptsächlich die Sclera einen hohen Grad von Elasticität und 
Widerstandsfähigkeit besitzen, die Wölbung des Bulbus und das subconjunctivale Bindegewebe 
einen Körper eher abprallen als eindringen lassen, so müssen die Körper, welche sich einen Weg 
in das Innere des Auges bahnen, vor allen diejenigen, welche in den Glaskörper dringen oder 
die Netzhaut verletzen oder sogar von dieser zurückprallen, um sich an einer andern Stelle im 
Auge niederzubetten, mit einer grossen Gewalt geschleudert sein und aus einem harten Stoffe 
bestehen; daher ist ihre Mannichfaltigkeit nicht sehr gross. Es kommen meistens vor Eisen-, 
Stein- und Glassplitter, Fragmente von Zündhütchen und Schrotkugeln, seltener harte, spitze 
Holzstückchen. 
Diese Fremdkörper gelangen in das Auge entweder durch die Cornea oder durch die 
Sclera. Ist ersteres der Fall, so können sie ihren Weg nehmen durch die Pupille oder durch die 
Iris. Drang ein kleiner Körper durch die Pupille in das Innere der Linse, so entsteht gewöhnlich 
nur ein kleiner Riss in der Linsenkapscl, ein Aufquellen der Linse und Austreten von Linsen 
masse in die vordere Kammer erfolgt nicht immer, da die Kapselwundränder, falls der Riss 
ein sternförmiger, sich gewöhnlich wieder trichterförmig aneinander legen und so der Humor 
apucus keinen Zutritt zu der Linsensubstanz findet; letzteres hat auch statt, wenn der 
kleine Körper an der vorderen oder hinteren Fläche der Linsenkapsel sitzen geblieben, da alsdann 
einestheils die Kapselwundränder sich fest an den Fremdkörper anschmiegen und so dem Kammer 
wasser den Zutritt zur Linsensubstanz verwehren, andcrntheils der Fremdkörper selber als Tampon 
wirkt. Die gewöhnliche Folge der Linsenverlctzung aber ist die, dass bald früher, bald später 
eine Cataract entsteht, die fast immer die ganze Linse ergreift und persistent bleibt.
	        
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