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der Eingeweide innerhalb derselben mit sich führt, welche nothwendiger Weise
Einfluss auf den Raumgehalt der Brusthöhle und auf den mechanischen Erfolg der
Athmungsbewegungen üben müssen.« Jene Untersuchungen und andere über den
selben Gegenstand von Dr. Paulsen angestellte sind von diesem in einer Disser
tation niedergelegt worden. *) Dieselben wurden durch genaue Messungen ver
schiedener Durchmesser und Bestimmungen der Entfernung gewisser Punkte am
menschlichen Körper beim Stehen und Liegen ausgeführt, und haben zu dem
Schlüsse geführt: »dass der Brustraum durch die horizontale Rückenlage in seinen
räumlichen Dimensionen, gegenüber seinem Raumgehalt in aufrechter Körperstellung,
direkt beschränkt und dass er der Exspirationsstellung genähert wird, und dass
ferner der inspiratorischen Erweiterung desselben durch Muskelzug im Liegen
allerdino-s viel beträchlichere Widerstände entgegenstehen, als in aufrechter
Körperstellung.«
Auf o-anz anderem Wege ist der die Mechanik der Athmung beeinträchtigende
Einfluss der horizontalen Rückenlage bereits früher erwiesen worden. Schon
Hutchinson, der Erfinder der Spirometrie, fand bei seinen Untersuchungen über die
vitale Lungencapacität, dass er selbst in ausgestreckter Rückenlage eine geringere
Menge von Luft nach tiefster Inspiration auszuathmen vermochte, als aufrecht
stehend oder sitzend (30 resp. 25 Cubikzoll weniger.) Auch Wintrich vermochte
zwar lieo-end bis auf 20 CC. die gleiche. Menge Luft, wie im Sitzen oder Stehen,
niemals aber das volle Mass in sein Spirometer auszuathmen. Aehnliche Resultate
erhielt er von 34 sehr kräftigen Soldaten, und an 16 schwächlichen Individuen
betrug der Unterschied zwischen Stehen und Liegen 400—600 CC. Auch Panum
gelangte zu ähnlichen Resultaten.**)
Alle diese Veränderungen in der Form und dem Raumgehalte der Brusthöhle
in der vitalen Lungencapacität und in der mittleren vitalen Athemlage der Lungen
gehen in demselben Momente vor sich, in welchem die aufrechte Körperstellung
mit der horizontalen Rückenlage vertauscht wird; oder vollziehen sich wenigstens
in kürzester Frist.
Wie oben ausgesprochen, genügt das anhaltende Liegen auf dem Rücken
allein nicht, jene oft genannten Veränderungen im vitalen Verhalten der Lungen
und in ihrem anatomischen Zustande hervorzurufen. Die anhaltende Rückenlage
bildet aber ein prädisponirendes Moment. Wir sehen jene krankhaften Lungen
veränderungen mit ihren Symptomen bei Kranken auftreten, deren inspiratorische
Muskelthätigkeit auf die eine oder die andere Art geschwächt ist. Je weniger
energisch die Inspiratoren arbeiten, desto wirksamer werden die antagonistischen
*) Inauguraldissertation von Dr. Paulsen: »Ueber die Verschiedenheiten des räumlichen Inhaltes des Thorax im
Stehen und Liegen.» Kiel. 1874.
**) Vgl. Panum: Untersuchungen über die physiologischen Wirkungen der comprimirten Luft. Pflüger’s Archiv
für Physiologie. Bd. I pag. 156.
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