Full text: (Band XXII.)

Ueber die Ursachen und Wirkungen chronisch endzündlicher 
Processe im Mediastinum. 
Während meiner klinischen Studiensemester hatte ich öfter Gelegenheit, bei den hier ge 
machten Sectionen kleine Divertikel des Oesophagus zu sehen, die durch Zug der umgebenden 
Gewebe entstanden waren und als Tractions-Divertikel bezeichnet wurden, im Gegensatz zu denen, 
welche durch Vertreibung von Innen, Propulsion, sich ausbilden. Dieselben kamen, wie gesagt, 
öfter vor, und in den Lehrbüchern der pathologischen Anatomie findet sich so wenig darüber, dass 
ich glaube, diese widersprechenden Thatsache.n haben ihren Grund nur darin, dass den patholo 
gischen Veränderungen des Oesophagus im Allgemeinen zu wenig Beachtung geschenkt wird. 
Hier in Kiel wird die Sectionsmethode nach ZENKER angewandt, wobei sämmtliche Brust- 
und Halsorgane als ein zusammenhängendes Ganze herausgenommen werden, so dass Abnormitäten 
des Oesophagus, der dann von hinten der Länge nach aufgeschnitten wird, und ebenso krankhafte 
Zustände anderer Brust- und Halsorgane dem Seeirenden nicht entgehen, während bei manchen 
anderen Sectionsmethoden pathologische Processe einzelner Organe nicht zu Gesicht kommen, weil 
letztere überhaupt garnicht mit secirt werden. 
Als Assistent am hiesigen pathologischen Institut hatte ich finde März 1874 die Section 
eines kurze Zeit poliklinisch behandelten alten Mannes zu machen, bei dem die Diagnose auf 
putride Bronchitis und Bronchiektasien gestellt war. Als Sectionsresultat ergab sich Perforation 
eines solchen Tractions-Divertikels der Speiseröhre in Lungen-Cavernen. Es fanden sich jedoch 
noch ausserdem andere Veränderungen, nämlich Stricturirung von Bronchial- und Pulmonalarterien- 
Aesten, die sich als durch Schrumpfungsprocesse im Lungenhilus entstanden erwiesen. Schon öfter 
hatten sich Verengerungen derselben aus derselben Ursache hervorgehend bei hiesigen Sectionen 
gefunden, und durch mündliche Mittheilung von Seiten Professor Dr. Heller’s wusste ich, dass 
sich in der Sammlung des Erlanger pathologisch-anatomischen Instituts eine ganze Reihe solcher 
Präparate befindet. 
Die Aehnlichkeit des ätiologischen Moments bei den verschiedenen pathologischen Ver 
änderungen in diesem Falle, nämlich Schrumpfung und Zug von Seiten des mediastinalen Binde 
gewebes und der in ihm eingelagerten Lymphdrüsen auf die an und zwischen ihnen liegenden 
Organe veranlassten mich, die hiesige Sammlung nach verwandten Fällen genauer zu durchsuchen, 
und so konnte ich denn auch eine Reihe von Präparaten zusammenstellen, in denen sich oben er 
wähnte und andere Abnormitäten, alle aus derselben Ursache entstanden, zeigten. 
Die solche Veränderungen besprechende Literatur ist nicht sehr reichhaltig.
	        
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