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Accommodationsthätigkeit beiderseits xa gemeinsamer Leistung verknüpfte immer geringe, wird de,
Anfwand an Aceommodation, welchen das nicht tixirende Auge im Jerglercbe r.nm andern lerntet,
in manchen Pillen erfolgt wohl schliesslich auch ein vollkommener Verzicht.
Natürlich kann dabei die gesummte ursprünglich vorhandene Accommodationshreite erhalten
bleiben und ihre entsprechend« Verwendung finde», sobald mit dem Verschluss des gewöhnlich
fixirenden Auges der nOthige Anlass gegeben ist; häufiger allerdings mag milden, Weg all der
Hebung sich eine mehr weniger bedeutende Einschränkung der Accommodation auf dem exclndirten
Auge einstellen. . . . . ,
Mit dem Verzicht auf die Aceommodation geniesst dieses Auge nun auch einen sichern
Schutz gegen die Schädlichkeit, welche eine abnorme Steigerung dieser an sich physiologischen
Leistung darstellt, - das Auge, welches der Wahrnehmung, wenigstens naher Gegenstände, allem
vorsteht entbehrt dieses Schutzes und wir sehen deshalb unter sonst günstigen Bedingungen hier
allein das staphyloma posticum zur Entwicklung kommen.
Das Vorhandensein eines beiden Augen gemeinsamen Innervationscentrums für die
Aceommodation ist, soviel mir bekannt, bisher weder anatomisch noch physiologisch erwiesen.
Diejenigen welche dennoch für die Existenz eines solchen eintreten, berufen sich fast ausschliesslich
auf die keinem Zweifel unterworfene Thatsaohe, dass unter gewöhnlichen Verhältnissen auf einen
gegebenen Reiz zn accommodiren beiderseits stets derselbe Ausschlag erfolgt und dass auch bei
Anisometropen, zum Nachtheil des binocularen Sehactes, dieses Gesetz, vielfachen Beobachtungen
zu Folge, keine Abänderung erfährt.
Eine Reihe von Untersuchungen, bei denen man die Bedingungen, unter welchen das
Sehen mit beiden Auge erfolgt, in verschiedenen Combinationen zweckentsprechend änderte, führte
zu demselben Resultate. »
Im .Jahre 1871 publicirte Schneller im XVI Bande des Graefe’schen Archives einen kleinen
Aufsatz unter der Ueberschrift: Beiträge zur Lehre von der Aceommodation und Refraction — in
welchem er als Resultat einer Reihe von höchst zweckmässigen Experimenten die Behauptung
vertrat, dass zu gleicher Zeit eine verschiedenwerthige Accommodationsbewegung in beiden Augen
stattfinden könne und dass unter gewissen natürlichen Bedingungen auch wirklich bei gemeinsamer
Fixation ungleiche Bruchtheile der Aceommodation in Thätigkeit gesetzt würden. - Die weiteren
Schlüsse, die Schneller daraus in Hinsicht auf das behauptete häufigere Vorkommen eines höheren
Refractionszustandes auf dem rechten Auge zieht, mögen, wie er seihst zugiebt, schon wegen seiner
geringen Beobachtungszahlen zu weit gehend scheinen, — das von ihm constatirte Factum, dass auf
beiden Augen ungleiche Aceommodation Vorkommen kann, lässt sich, trotz der entgegengesetzten
Behauptung Schweigger’s, so leicht nicht anzweifeln.
Knüpfen wir an dieses Factum an, so führen uns weitere Schlussfolgerungen auch leicht
zu der Annahme, dass unter besonderen günstigen Umständen bei beiderseitig vorhandenem Accom-
modationsvermögen dennoch das eine Auge cue VeiWendung desselben bedeutend einschränken, oder
auch ganz auf dieselbe verzichten kann.
Unter gewöhnlichen Umständen gelingt ein solcher Verzicht allerdings nicht, ebensowenig,
als wir unseren Gesichtslinien willkürlich eine divergente Stellung anweisen können — während
ein Blick durch ein schwächeres Prisma, mit der brechenden Kante nach aussen gestellt, uns von
der factischen Möglichkeit zu divergiren, überzeugt. Hier wie dort unterliegt die Vereinigung