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2. VII. Patient wird heute mit schön granulirender und bedeutend vernarbter
Wunde entlassen. Die Schmerzen haben sich fast ganz verloren.
Ueber den späteren Zustand des Kranken, wie er seinen linken Arm ge
brauchen konnte und wie die Wunde heilte, konnte ich leider nichts in Erfahrung
bringen; später soll er jedoch an Recidiven zu Grunde gegangen sein.
Zweiter Fall.
Entfernung von Schulterblatt und Arm wegen eines Myxo-Sarkoms
der Achselhöhle.
Chr. W., 50 Jahre alt, Arbeitsmann aus E., wird am 2. Juli 1874 in die
hiesige chirurgische Klinik aufgenommen.
’ Anamnese. Patient stammt von gesunden Eltern ab, bösartige Geschwülste
sollen in seiner Familie nicht vorgekommen sein; er selbst will immer ge
sund gewesen sein. Im Februar dieses Jahres stellten sich Nachts brennende und
wissende Empfindungen im rechten Vorderarm, hauptsächlich in der Ellenbogen
beuge ein; Bewegungen des Armes linderten angeblich dieselben; allmälich traten
Schmerzen auch bei Tage ein und strahlten dieselben nach den Fingern hin aus.
Der zugezogene Arzt verordnete, indem er das Leiden für Rheumatismus hielt, Ein
reibungen von Oel, Campherspiritus und Terpenthinsalbe; doch trat hierauf keine
Besserung ein. Nach wöchentlichem Bestehen des Leidens bemerkte Patient eine
etwa haselnussgrosse, harte, bei Druck nicht empfindliche Geschwulst in der rechten
Achselhöhle; die Einreibungen mit den oben genannten Mitteln wurden fortgesetzt,
konnten aber dem Grösserwerden des Tumors keinen Einhalt thun. Anfangs wuchs
derselbe nur ganz allmälich, nach 5 -6wöchentlichem Bestehen aber fing die Neu
bildung an rapide um sich zu greifen und füllte bald die ganze Achselhöhle aus;
die Schmerzen wurden indessen immer heftiger. Dies veranlasste den Kranken, einen
andern Arzt zu consultiren; derselbe meinte zwar anfangs, es sei zur Operation
schon zu spät, ertheilte aber doch den Rath, sich in der hiesigen Klinik zur Be
handlung aufnehmen zu lassen.
Die Bewegungen des Vorderarmes, der Hand und der Finger waren nur
wenig gegen die de^ gesunden Seite beschränkt, dagegen konnte der Arm nur bis
zur Schulterhöhe erhoben werden. In der letzten Zeit hatten sich auch Schmerzen
D der Schulterblattgegend eingestellt.
Status praesens. Patient ist kräftig gebaut und von ziemlich gesundem Aus
sehen. Die ganze rechte Achselhöhle ist von einem Tumor von bedeutender Grösse
ausgefüllt; derselbe fühlt sich sehr hart an und bietet nirgends das Gefühl der
Fluctuation. Die Haut ist über demselben verschiebbar, anscheinend normal, nur
von zahlreichen bläulich durchscheinenden Venen durchzogen. Vorn erreicht die
Neubildung das Schlüsselbein; die Conturen der Clavicula und des Acromion sind