Full text: (Band XXI.)

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Eine Frau von 40 Jahren, die sich stets einer ziemlich ungestörten Gesundheit 
erfreut hatte, war zum zweiten Male schwanger, als ihr erstes Kind im zweiten Le 
bensjahre starb. Weil sie glaubte, selbst die Veranlassung des Todes ihres Kindes 
gegeben zu haben, verfiel sie in eine tiefe Melancholie, die zwei Jahre lang anhielt. 
Ihre Gesundheit wurde mit vielen Mitteln einigermassen wiederhergestellt; die Schwan 
gerschaft schritt aber nicht fort, und veränderte der Tumor im Leibe sich nicht an 
Grösse, und im siebenten Schwangerschaftsmonat begannen die Brüste zu erschlaffen. 
So blieb dann der Zustand einige Jahre. Darauf traten profuse Menstruationen auf» 
dje mit den klimakterischen Jahren allmählich aufhörten. Der Gesundheitszustand der 
Frau war dann, mit Ausnahme häufiger Stuhlverstopfungen, ein erträglicher. Der Tumor 
neigte sich mehr und mehr nach rechts. 27 Jahre nach der verfehlten Geburt er 
krankte Pat, an einem gastrisch-rheumatischen Fieber, von dem sie genas. Bald 
stellten sich aber nach langem Gehen Taubheit und Schwellung des rechten Fusses 
ein. Im folgenden Jahre bekam Pat. ein heftiges Fieber mit Coliken und Schmerzen 
im Kreuz; dabei war der Leib gegen Druck sehr empfindlich. Es wurden Abführmittel 
gegeben, die anfangs ohne Erfolg waren, bis sich plötzlich eine grosse Menge übel 
riechender Flüssigkeit in das Bett ergoss; aber weder die Kranke noch die Umstehen 
den konnten angeben, ob dieselbe per anurn oder per vaginam abgegangen sei. Dieses 
wiederholte sich dreimal und fühlte sich Pat. dadurch sehr erleichtert. Ein dünn' 
flüssiger eitriger Ausfluss dauerte fort, dem kleine Knochenstückchen beigemischt 
waren. Das Fieber nahm dann einen hektischen Charakter an, es stellten sich Husten 
und Decubitus ein, und bald darauf starb die Frau. 
Bei der Sektion fand man einen Tumor im Leibe, der als der Uterus erkannt 
wurde. Die Scheide war angefüllt mit einer stinkenden Flüssigkeit, der kleine Knochen 
beigemengt waren; übrigens war sie gesund. Der Muttermund war scirrhös verhärtet 
und für einen Federkiel eben durchgängig. Der Cervix war kurz und hart. Vorn 
und links am corpus uteri befand sich ein Steatom von Faustgrösse, ein ähnliches, 
etwas kleineres rechts und hinten, und ein drittes, das kleinste, hinten und unten; 
sie alle waren angefüllt mit Knäueln von zusammengeballten Haaren. Der Uterus 
hatte die Grösse des Kopfes eines dreijährigen Kindes; der Fundus war knorpelich, 
weiss und durchscheinend, welche Veränderungen sich nach dem Cervix zu all- 
mählig verloren. Eine abnorme Communication des Uterus mit andern Organen war 
nicht zu entdecken. In der Gebärmutterhöhle befand sich ziemlich viel blutig-eitrige 
Flüssigkeit mit Knochen aller Grössen vermischt. 
Fall 10. Wageminge (Nederlandsch Lancet 1840. Jaarg. II. p. 578. mitgetheilt 
in Schmidt’s Jahrbüchern Bd. 28 pag, 77. 
Joh, de Bruin wurde drei Jahre nach einer glücklichen Entbindung zum zweite» 
Male schwanger. Im siebenten Monat fiel sie mit ihrem Kinde auf dem Arm, in der
	        
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