Full text: (Band XXI.)

Schon seit langer Zeit sind einzelne Fälle von den Aerzten beobachtet und erzählt 
worden, wo Frauen nach normaler Dauer ihrer Schwangerschaft nicht entbunden 
wurden’, sondern die Frucht, deren Anwesenheit sowohl durch objective als auch 
subjective Symptome nachgewiesen war, noch Monate und Jahre, ja bis an ihr 
Lebensende trugen. Nach dem Tode fand man dann gewöhnlich in der Bauchhöhle 
ausserhalb des Uterus einen verkalkten oder geschrumpften Foetus, wodurch das Aus 
bleiben der Geburt erklärt war. Hie und da fand man auch in der Uterushöhle selbst 
ein Lithopädion. Einigen später mitgetheilten Beobachtungen von Verjauchung des Eies 
im Uterus mit folgender stückweiser Ausstossung desselben durch die Scheide schenkte 
man zuerst wenig Glauben, und Carus 1 ) meint, dass es sich in allen derartigen Fällen 
um Extrauterinschwangerschaft gehandelt habe, „zumal da es erwiesen sei, dass auch 
bei Abdominalschwangerschaften die einzelnen Knochen durch die Mutterscheide 
abgehen könnten.“ Im Laufe der Jahre haben sich nun solche Beobachtungen 
ziemlich gemehrt, und finden sich die Mittheilungen darüber in verschiedenen Schriften 
zerstreut. Kieser 2 ) sammelte dann alle bis dahin bekannten Fälle, und beschrieb sie 
zugleich mit den extrauterinen Lithopädionbildungen. Da jedoch die Ursachen der 
Retention bei Extrauterinschwangerschaft, wo ja kein normaler Weg vorhanden ist, 
auf dem die Frucht ausgestossen werden könnte, und derjenigen bei Uterin Schwanger 
schaft gänzlich verschieden sind, scheint es mir nöthig diese gesondert zu betrachten. 
Es ist nun hier ein solcher Fall von Herrn Prof. Litzmann, der mir ihn 
gütigst zur Bearbeitung überliess, beobachtet worden, und habe ich es mir deshalb 
zur Aufgabe gemacht, alle Fälle von Retention abgestorbener Früchte, die ich in der 
Literatur habe finden können, zusammenzustellen, und zu versuchen, daraus einen 
Anhaltspunkt für die Erklärung ihres Zustandekommens zu finden. 
*) Carus. Zur Lehre von Schwangerschaft und Geburt. Bd. 1. p. 32. 
*) Kieser. Das Steinkind von Leinzell. Dissert. Stuttgart 1854.
	        
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