als sie Mutter der Missgeburt wurde, 23 Jahre alt, war x ^2 Jahr früher zum ersten
Male von einem grossen Knaben leicht und glücklich entbunden. Das Wochenbett
verlief durchaus normal. Zum zweiten Male wurde sie am 30. Juli 1870 von den
beiden mit einander verwachsenen Kindern entbunden. Ungefähr 8 Wochen vor
der Geburt wurde die Hebamme gerufen. Sie klagte über ganz merkwürdige,
häufige, schmerzhafte Bewegungen im unteren Theile des Abdomens, mehr weniger
auf beiden Seiten. Bei der äusseren Untersuchung fühlte die Hebamme viele kleine
Theile und sprach der Mutter gegenüber die Vermuthung aus, dass eine Zwillings
geburt bevorstehen könne. Die von der Hebamme vorgeschlagene Zuziehung eines
Arztes wurde verweigert. Die letzten Wochen vor der Geburt litt sie sehr stark
an Verstopfung, weshalb die Hebamme oft mehr als ein Klystier täglich gesetzt hatte.
Am 30. Juli 1870 wurde die Hebamme Morgens um 7 Uhr zu der Kreissen
den gerufen. Den Muttermund fand sie stark zwei Zoll geöffnet, viele kleine Theile
waren zu fühlen, und dem Anschein nach viel Fruchtwasser vorhanden. Trotz An
rathens der Hebamme Hess die Kreissende keinen Arzt holen, weil ja die erste
Geburt ein normales Becken nachgewiesen und die Wehen sehr kräftig gewesen
seien. Um 9 Uhr sprang die Blase, es entleerte sich sehr viel Fruchtwasser, und
bei den kräftigen Wehen traten sehr bald zwei Füsse durch; ob die Hebamme der
Weiterentwicklung ganz thatlos zugesehen, ist sehr zweifelhaft. Nach der Entwick
lung des Steisses wollte es mit der Geburt nicht recht vorwärts, die Hebamme
untersuchte und fand unterhalb der beiden ersten Füsse noch zwei andere in der
Scheide lieo-en. Jetzt wurde zum Arzt geschickt. Bei seinem Eintreffen um 11 Uhr
fand derselbe sowohl die auf dem Sopha liegende Gebärende als auch die Heb
amme in grosser Angst. Nach Untersuchung des Abdomens, wo ein grosser Kinds-
theil zu fühlen war, wurde die Hebamme beordert die beiden zuletzt entdeckten
Füsse zurückzuhalten und dieselben mehr nach der Seite zu halten, sodann wurden
bei wieder kräftig gewordenen Wehen mehrfache Traktionen an den beiden am
weitesten nach oben gelegenen Füssen ausgeführt, allein ohne jeglichen Erfolg.
So wie Traktionen gemacht wurden, klagte die Hebamme, dass sie nicht im Stande
sei die beiden andern Füsse zurückzuhalten, welche dann mit grosser Gewalt ge
gen den Damm drängten. Es wurden deshalb dieselben auch hervorgezogen, und
nachdem der Hebamme der Auftrag gegeben war den Damm zu unterstützen, die
Extraktion an allen vier Füssen versucht. Allmählig wurde das Kind bis über den
Nabel entwickelt, und bei einer darauf eintretenden sehr starken Wehe, sowie bei
einem nicht unbeträchtlichen Zuge, schnitten Schultern und die ineinander gedrück
ten Köpfe durch; die Missgeburt war entwickelt. An der Placenta und Nabel
schnur nichts Auffallendes, der Damm hatte durchaus keinen Einriss erhalten. Be
lebungsversuche wurden nicht gemacht. Das Wochenbett verlief durchaus normal.