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gehalten wird, dann erst kommt der noch übrige Rest des Convergenz-Zuges zum Austrage an
der Insertion des n. opt. in die Sclera.
Hier sind also die Verhältnisse wesentlich andere, als wir angenommen haben, und wir
müssen hierauf Rücksicht nehmen.
Nennen wir nun die Kraft, welche genügt, um den Bulbus in die gewünschte Convergenz-
Stellung zu bringen, B\ und die Kraft, die aufgewandt werden muss, um den Widerstand des
n - opt. zu überwinden, N, — so haben wir für den Theil des Convergenz-Zuges, der an der
Peripherie der pap. n. opt. zum Austrage kommt, den Ausdruck: C— (B + N) und wissen nun
v on diesem, dass er in derselben Weise zur Wirkung kommen muss, wie der ganze C beim
i'educirten Auge.
4) Die Sclera und die Chorioidea sind keine starre Membranen.
Sie besitzen beide einen gewissen Grad der Elasticität, jedoch in verschiedenem Maasse.
Die Sclera ist eine mehr dicke, derbe Membran, mit nur einem verhältnissmässig ge
ringen Grad der Elasticität, was schon daraus ersichtlich ist, dass durch den Zug der äusseren
Muskeln keine Form-Veränderungen des Bulbus hervorgebracht werden. Wir können sie deshalb
unbeachtet lassen.
Die Chorioidea ist eine dünnere, entschieden elastische Membran, die einer bedeutenden
Dehnung fähig ist, und zugleich einen hohen Grad der Retraktionsfähigkeit besitzen muss. Dass
die Akkommodations-Anstrengungen während eines ganzen Lebens in vielen Fällen auch nicht
die geringsten Veränderungen hinterlassen, spricht schon genügend für den Charakter des
elastischen Gewebes der Chorioidea.
Ein Theil des Akkommodations-Zuges, der Arbeit des Ciliar-Muskels, müssen wir also
annehmen, werde dazu verwandt, die Elasticität der Chorioidea beim einmaligen Akkommodations-
Akte zu überwinden, so dass nur ein Theil von A an der Peripherie des n. opt, zum Austrage
kommen kann. Auf der anderen Seite kann aber wiederum bei krampfhafter, dauernder An
spannung der Akkommodation diese Elasticität in bedeutendem Maasse die Wirkung des Akkom
modations-Zuges an der pap n. opt. verstärken, durch das nach der Dehnung gesetzte Streben,
sich wieder zu retrahiren. Doch hierauf werden wir später noch zurückkommen. Vorläufig
Müssen wir für die Kraft, die dazu dient, die Elasticität zu überwinden, einen Werth einsetzen.
kennen wir sie E, — dann haben wir für die Kraft, die am n. opt. zum Austrage kommt, den
Ausdruck A — E.
Weitere Punkte, die von Bedeutung, giebt es nicht, im denen unsere Annahmen in dem
physikalischen Theile der Deduktion von der Wirklichkeit abweichen. Und somit ist der Aus
druck für die Grösse der beiden Zugkräfte das Einzige, das sich in Wirklichkeit anders gestaltet,
a ls wir angenommen haben. Im Uebrigen können wir die Verhältnisse als die gleichen betrachten;
die Kräfte wirken in derselben Weise, nach denselben Gesetzen, und das Resultat wird dem
Wesen nach ein vollkommen ähnliches -werden.
Betrachten wir demgemäss, wie sich die Verhältnisse beim physiologischen Vorgänge
Mner einmaligen Akkommodation, verbunden mit der entsprechenden Convergenz, gestalten,
dann sehen wir: Dadurch wird die temporale Seite der Papille einem Zuge ausgesetzt, der im
horizontalen Meridian:
= (A — E) + C— (B + N).
Da E, B und N für dieselbe Leistung constante Grössen sind, so vereinfachen wir diesen
Ausdruck, indem wir A — E—a, und C—■ (B + N) — c setzen.
Dann haben wir also im horizontalen Meridian temporalwärts den Zug a~hc, der sich
U M die Peripherie der Papille herum nach Oben und Unten allmälig verjüngt, bis er an der
basalen Seite im horizontalen Meridian a — c ist. Sind nun a und c positive Grössen, wie sie
es immer sein werden, und ist c > a, wie wir in der Regel wohl annehmen können, dann er-