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seits die Convergenz mit Rücksicht auf die Entwickelung und Progression der M. bewirken
tonnen, so müssen wir Folgendes sagen:
Das Myopisch-Werden eines hypermetropischen oder emmetropischen Bulbus, und die
Progression der M. beruht auf einer Verlängerung der Bulbusaxe, die dadurch zu Stande
kommt, dass:
1) der jugendliche Bulbus überhaupt sich einem vermehrtem intraokularem Drucke gegen
über nachgiebig erweist; dass:
2) eine Stelle iu der Nähe des hinteren Pols insofern einer Dehnung von Innen her aus
gesetzt ist, als sie durch Zerrung an der Chorioidea von Innen, und durch Zerrung an
der äusseren Skleral - Lamelle von Aussen, ihrer normalen Widerstandsfähigkeit beraubt
wird. Die Erhöhung des intraokularen Druckes ist nicht einmal nöthig um diese Stelle
auszuweiten, der normale Druck genügt, und mit der Dehnung der Kapsel und der Ver-
grösserung des Bulbus-Raumes wächst auch durch Filtration aus den Gefässen das Glas
körper-Volumen, so dass für hinlänglichen Druck vollkommen gesorgt ist; — dass endlich:
3) faktisch der intraokulare Druck sowmhl durch den Krampf des Akkommodations-Muskels
als auch durch die Convergenz erhöht wird.
Etwas weiter unten heisst es weiter:
„Beide Vorgänge summiren ihren schädlichen Einfluss, — die Convergenz allein
könnte niemals das Zustandekommen der so charakteristischen Chorioidal-Veränderungen er
klären; die Akkommodation andererseits kann niemals jene äusserst wichtige Abhebung der
äusseren Skleral-Lamelle von der inneren am Opticus-Eintritt zu Stande bringen, wodurch das
Entstehen des Staphylomes so wesentlich gefördert wird; auf die Erhöhung des intraokularen
Druckes haben sie beide einen Einfluss in gleicher Richtung — also: „Jedem das Seine!
Das Charakteristische der Theorie Erismann’s ist also, dass sie eine vermittelnde Stel
lung zwischen den beiden entgegengesetzten Theorien der neueren Richtung einnimt; freilich
öeigt sie mehr nach der Seite der Akkommodation hin, — doch gewiss mit Recht, da dieselbe
neben der Convergenz als ätiologisches Moment der progressiven M. das gewichtigere ist.
Es. erübrigt mir jetzt nur noch die Resultate in Kürze zu besprechen, zu denen der
Herr Professor Völckers, unter dessen Leitung die hiesige Ophthalmologische' Klinik seit dem
Jahre 1865 gestanden hat, auf Grund seiner Beobachtungen gelangt ist. — Wie schon bemerkt,
sind es im Wesentlichen dieselben, zu denen Erismann gelangt, nur dass er nicht in der Lage
War, durch statistische Nachweise die von ihm aufgestellten Lehren endgültig zu beweisen.
Schon im Jahre 1867 beobachtete Professor Völckers einen Fall, in dem unter seinen
Augen eine H. sich in M. im Laufe einiger Jahre umwandelte, und zwar bei einem Uhrmacher,
der sehr starke Ansprüche an seine Akkommodations-Leistungen stellen musste. Zugleich mit
dieser Metamorphose bildete sich ein breites Staph, post, mit weitgreifenden atrophischen Ver
änderungen der Chorioidea. — Hiedurch aufmerksam gemacht, wurden in der hiesigen Klinik
die meisten Hypermetropen mit dem Augenspiegel untersucht, und in der bei weitem über
wiegenden Mehrzahl der Fälle Staphylome nachgewiesen.
Hierauf gegründet stellte Prof. Völckers in seiner Klinik und in seinen Vorlesungen die
Ansicht auf, dass in einer viel grösseren Anzahl von Fällen, wie man annehme, auch bei Hyper
ötetropen eine Verlängerung der Sehachse sich ausbilde, so dass hohe Grade von II. sich in niedere
Grade umsetzen, ja selbst eine Selbst-Correktion der H. stattfinden könne. In dem einen Falle
s<? i ja selbst Myopie das Endresultat gewesen.
Ferner beobachtete Prof. Völckers, dass Akkommodations-Krampf nicht so ganz selten
als Complication der M. vorkomme, und schon aus dem Jahre 1866 habe ich in den Kranken-
Geschichten mehrere Fälle gefunden in denen bei progressiver M. durch Atropin eine bedeutende
Herabsetzung des scheinbaren M.-Grades erzielt wurde.
In seiner ganzen Bedeutung hat Prof. Völckers dieses Verhältniss damals wohl noch