13
Een Krampf kann man durch Atropin beseitigen, und so die scheinbare M. lieben; — die
Wirkliche M. kann man aber auch herabsetzen durch wiederholte Blutentziehungen. Dadurch
sollen die abnorm gefüllten Gefässe entleert werden, und ihren ursprünglichen Tonus wieder
annehmen, die gelockerten Gewebe ihre natürliche Consistenz erlangen und so die Sehachse
verkürzt werden.
Mit Rücksicht auf diese wirkliche Abnahme der M. verweise ich auf die Kritik, die
Erismann in der später zu erwähnenden Schrift, über diesen Punkt giebt. — Die nähere
Erörterung dieser Frage würde mich zu weit führen. v
So fand Dobrowolsky denn auch in den meisten Fällen von M. dieselbe mit Akk.-
Krampf complicirt, In 34,28% um’ war dies nicht der Fall.
Die Convergenz*) wirkt nur in dem Maasse auf den Gang der progressiven M., als
Sl e eine entsprechende Akkommodations-Anstrengung hervorruft. Hierin zeigt sich am schlagend
sten der Gegensatz gegen Mann har dt.
Dobrowolsky giebt noch viele interessante Details, die für meinen Zweck jedoch
ßicht von wesentlicher Bedeutung. —■ Aus dem schon Gegebenen wird die neue Richtung, die
er einschlug, genügend charakterisirt sein.
In dieser Zeitperiode richteten nun die Ophthalmologen vielfach ihre Aufmerksamkeit
a uf die Akkommodation, und die Mehrzahl derselben huldigte bald der neuen Theorie. Die
verschiedenen Arbeiten, die hierüber veröffentlicht wurden, kann ich grösstentheils unberück
sichtigt lassen. Es bleibt mir nur übrig eine Arbeit zu besprechen, weil sie gewissermaassen die
Debatte über die Entstehung der M. abschliesst und die darin festgestellten Lehren in der
Hauptsache als endgültig betrachtet werden können. Zudem sind die Ansichten, die darin aus
gesprochen werden, dieselben, zu denen mein hochverehrter Lehrer,-der Herr Prof. Völckers,
durch seine praktischen Erfahrungen an der hiesigen Augen-Klinik gelangt ist, und die in
Folge dessen die Grundlage bilden, auf der die vorliegende Arbeit entstanden ist; — es ist
die Schrift des Dr. Erismann: „Ein Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der M,, gestützt auf
Untersuchungen der Augen von 4358 Schülern und Schülerinnen“.**)
Wie gesagt, diese überaus fleissige und werthvolle Arbeit kann wohl mit Recht als
Abschluss betrachtet werden des Umschwunges, den die Lehre von der M. seit dem Erscheinen
»der Refraktions- und Akkomm.-Anomalien“ von Donders genommen hat. Es mögen im Detail
n °ch viele neue Aufschlüsse gebracht werden, in den Hauptzügen werden die Resultate bleibend
die Grundlage der Lehre von der Entwickelung der M. bilden.
Erismann giebt als das Resultat seiner genauen Untersuchung von 4358 Schülern und
Schülerinnen, die auf die verschiedenen Schulen St. Petersburg’s vertheilt waren, eine Reihe
von Tabellen, in denen alle Momente, die von Bedeutung, berücksichtigt, und schematisch ge
ordnet einen leichten Ueberblick über das gegenseitige Verhältniss gewähren: die Refraktions-
2 ustände der Augen in den verschiedenen Klassen und Lebensjahren, die Sehschärfe, die Cho-
rioideal-Atrophien, Verhalten der Muskeln (Insufficienz und Strabismus) Einfluss des Tragens
Von Con'cav-Gläsern u. s. w.
Hinsichtlich der Refraktion fand Erismann, dass in den untersten Klassen der Schulen
die Hypermetropie überwiege: 70% H. gegen 17% E. und 13% M. In den obersten Klassen
dagegen 43% M. gegen 20% E. und 37% H; und in den mittleren Klassen die Ueborgänge
dieser beiden Extreme.
Diese Thatsache allein zeigt schon auf das Deutlichste, dass die M, sich sowohl aus
der H. wie aus der E. entwickelt, und lässt mit Sicherheit schliessen, dass die Anforderungen,
die an die Akkommodation, und die ungünstigen Verhältnisse, unter denen sie gestellt werden,
*) Dobrowolsky 1. c. S. 78.
“*) Graefe. Arch. f. Ophth. Bd. XVII, 1