Nähe und Tragen neutralisirender Concav-Gläser so oft nicht vertragen wird. Die Zerrung
welche die Chorioidea, die im verlängerten Auge schon ohnehin beträchtlich ist,
erleidet, muss sich am hinteren Ansätze in der Gegend der pap. n. opt. zumeist
geltend machen. — Ebenso glauben wir auch die Schmerzen, die in solchen Fällen oft am
hinteren Augapfel-Abschnitt empfunden werden, erklären zu müssen wenn wir bedenken, dass
die Nerven hier eine gleiche Dehnung mit der Chorioidea erleiden. Es liegt nahe, die Abhülfe
dieser Leiden im Atropin durch Immobilisirung der inneren Häute zu suchen.“
Wie wahr diese Annahme, hat sich in der Folge gezeigt; wir wissen jetzt, dass die
Akkommodation der Hauptfaktor bei der Entstehung der progressiven M. ist.
bür meinen speciellen Zweck darf ich hier nicht unterlassen darauf aufmerksam zu
machen, dass hier zuerst von einem Zuge die Rede ist, von dem Akkommodations-Zuge, der
im Zusammenhänge stehen müsse mit den congestiven Zuständen im Augenhintergrunde bei
der Sclerotico-Chorioiditis, und von einer Anspannung der inneren Augenhäute in dem patholo
gisch verlängerten Bulbus.
Im Jahre 1868, also last gleichzeitig mit Idensen und Volkers, veröffentlichte Dobro-
wolsky eine umfangreiche und eingehende Arbeit über die „Refraktions- und Akkommodations-
Anomalien“, worin er hauptsächlich in dem Abschnitte über M gegen Donders in Opposition tritt*).
Von Prof. Junge zuerst auf die häufige Complikation der M. mit Akkommodations-
Krampf aufmerksam gemacht, hat er sehr sorgfältige Untersuchungen über diese Verhältnisse
angestellt, und gelangt zu wesentlich anderen Resultaten, wie Donders. — Vor Allem wird die
erbliche Disposition zur M. als wesentliches Entstehungsmoment bestritten, und Dobrowolsky
sucht wie Mannhardt in wirklichen am Auge bestehenden Momenten die Ursache der Progres
sivität der M.; nur dass er diese hauptsächlich in der Akkommodation sucht, während
Mannhardt in der Convergenz.
Er**) sagt:
„Im Endresultat erlauben wir uns auf zwei Formen der M. zu bestehen:
Die erste angeborene Form der M., bei welcher der Bildungsfehler von den Eltern auf
das Kind in Form einer in der That verlängerten Sehachse, und nicht in Form einer uner-
wiesenen erblichen Prädisposition, übergeht. Diese Form kann in Folge von Akkommodations-
Anstrengungen mit Stapln post, complicirt werden und dann steigt der angeborene Grad' der M.
noch höher.
Die zweite, nach der Entstehung von der ersten völlig verschiedene Form, ist die
erworbene. Bei dieser Form verlängert sich die Sehachse in Folge von Entwickelung atrophischer
Veränderungen um den Sehnerven; — sie kann sich im normalen, und sogar im hyper-
metropischen Auge durch übermässige Akkommodations-Anstrengungen ent
wickeln.
Die Hauptzüge der weiteren Deduktion sind nun folgende:
Die starken Akkommodations-Anstrengungen unter ungünstigen Bedingungen (schlechtes
Licht, geschwächte Constitution nach Krankheiten u. s. w.) rufen Akkommodations-Krampf
hervor, und dieser wieder Hyperämie im Augenhintergrunde uud vermehrten intraokularen
Druck. Die Hyperämie der Augenhäute um die pap. n. apt. lockert ihr Gewebe; sie werden
durch den erhöhten intraokularen Druck gedehnt, und die atrophischen Vorgänge am hinteren
Augenpol, die Skierektasien, die Staph, post, sind die weitere Folge.
Es ist nicht die Hyperämie, die den Akkommodations-Krampf hervorruft, wohl kann
sie aber, rückwirkend, dazu beitragen, den Krampf hartnäckiger zu machen und zu steigern. —
r) Dobrowolsky (Elin. Mou. Bl. v. Zellender. VI. Jakrg.)
**) Dobrowolsky 1. c. S. ‘JA