In einer Anmerkung heisst es ausdrücklich:
„Dass es wirklich die Anspannung der Convergenz, nicht die Akkommodation ist, welche
diesen Congestiv-Zustand bedingt, beweist das Fehlen desselben bei der Hypermetropie, wo in
der Regel eine beständige und starke Akkommodations-Anspannung besteht, während die
Convergenz-Anstrengung, wie wir sehen werden, eine geringe ist.“
Es macht den Eindruck, als ob die Akkommodation überall sich vordränge, aber mit
Gewalt zurückgehalten werden solle. Das letzte Argument jedoch ist ein verderbliches; denn
es beruht auf einer irrigen Annahme, und wird somit ein Beweis in Händen der Gegner.
Hier ist jedoch noch nicht der Ort, darauf näher einzugehen.
lieber die Art und Weise, wie die Hyperämie und die Folgezustände der Sclero-Chori-
oiditis zu Stande kommen, darauf geht Mannhardt auch nicht näher ein, sondern lässt wie
Graefe, die Frage offen, ob es der Muskeldruck oder die congestiven Zustände sind, welche die
Skierektasien veranlassen.
Die ungünstigen Bedingungen, welche der erschwerten Convergenz zu Grunde liegen,
werden aber einer eingehenden Untersuchung unterworfen. Mannhardt sucht dieselben nicht
allein in einem Muskelleiden, wozu eine erbliche Disposition wahrscheinlich vorhanden, sondern
in rein mechanischen Momenten, die in dem Bau des Schädels der Myopen, den Emmetropen
und Hypermetropen gegenüber, gelegen sind.
Er behauptet, dass der Abstand der Drehpunkte beider Augen bei den Myopen im
Durchschnitte grösser, bei den Hypermetropen geringer sei, als bei den Emmetropen, und dass
in Folge dessen die Myopen eine grössere Convergenz-Anstrengung machen müssen, um bin
okular einen nahen Punkt zu fixiren, als sowohl Emmetropen wie Hypermetropen, weil der Win
kel, den die Sehlinien aus der Ruhestellung bis zum Nahepunkt beschreiben, ein grösserer wird.
Als äusserste Maasse giebt Mannhardt an:
Abstand der Drehpunkte: bei E. 64 m - m -
„ — „ M. 72 m ' m -
„ — „ H. 56
Die Abstände variiren dann bei M. zwischen 64 u. 72 m - m - bei H. zwischen 56 u. 64 m - m '
Ausserdem ist der Winkel, den die Axen, die man durch den Mittelpunkt des Auges
und dem des foramen opticum legt, mit einander bilden bei M. stumpfer als bei E. und H.,
und daraus folgt:
Je grösser dieser Winkel, um so weiter liegt der Abrollungspunkt des m. rect. ext.
von seinem Ansatzpunkte, um so grösser fällt also die Wirkung dieses Muskels aus; je kleiner
der Winkel, um so günstiger gelegen ist der Abrollungspunkt des m. r, int. und um so grösser
dessen Wirkung
Aus diesen beiden Verhältnissen setzen sich die ungünstigen Convergenz-Bedingungen
bei M. zusammen, und in ihnen liegen die hauptsächlichen Momente bei der Entstehung und
weiteren Entwickelung der progressiven M.; — die Heilung dieser Zustände gefunden zu haben,
meint Mannhardt, sei fast das grösste der Verdienste Graefe’s, — durch die von ihm angegebene
Operation des dynamischen Auswärtsschielen’s, oder durch die Correction mittelst prismatischer
Brillen.
Er*) sagt hierüber:
„Die Thatsache, sobald sie feststeht, ist von ausserordentlicher Wichtigkeit für die
richtige Beurtheilung der Entstehung, und demnächst für die Verhütung und Behandlung der
progressiven M., eines Uebels, welches wegen seiner Häufigkeit und seiner ernsten und oft ver
derblichen Folgen die grösste Beachtung verdient. Sie beweist, dass jene entzündlichen "Vor-