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trahirt sich der in. ciliarii, hiedurch wird die ganze Chorioidea, die auf der Selera leicht ver
schiebbar, nach Vorne gezogen; der Ansatz der Zonula Zinnii wird dadurch gleichzeitig nach
Vorne gerückt, wodurch die Zonula Zinnii selbst entspannt wird. Die elastische Linse, die
unter dem Zuge der Z. Z. bei ruhender Akkommodation seitlich abgeplattet ist, wölbt sich in
Folge dessen an seiner vorderen und hinteren Fläche stärker und rückt gleichzeitig durch den
bei Anspannung der Chorioidea erhöhten intraokularen Drucke etwas nach Vorne. Der hintere
Brennpunkt rückt dadurch weiter nach Vorne, das Sehen naher Gegenstände wird ermöglicht.
Es ist begreiflich, dass diese neuen Erfahrungen über die Akkommodation auch von
Einfluss auf die Lehre von der M, sein mussten; — und in der That bildete sich auch bald
eine Gegenströmung gegen die Donders’sche Theorie, — Gleichzeitig mit dieser hat sich
aber zugleich, auf Donders basirend und an seinen Sätzen wesentlich festhaltend, die Akkom
modation wenig beachtend, eine andere Bichtung gebildet, die, wenn sie auch etwas einseitig,
doch volle Beachtung verdient.
Im Gegensätze zu der zuerst erwähnten Richtung, der ich den Namen der „Akkommo
dations-Theorie“ gebe, nenne ich die letztere die . „Convergenz-Theorie“. Dieselbe knüpft sich
wesentlich an die Namen v.'Graefe und Mannhardt. Ich bespreche diese zuerst, weil sie
sich wesentlich an Donders anschliesst, und -gehe dann erst zu der mehr oppositionellen
Akkommodations-Theorie über.
Die Convergenz-Theorie.
A. v. Graefe veröffentlichte in den Klin. Monatsbl, von Zehender im VII. Jahrg. 1863
einen ziemlich umfangreichen Aufsatz, unter dem Titel: „Ueber die Operation des dynamischen
Auswärtsschielens, besonders in Rücksicht auf progressive Myopie“, — im Anschluss an eine
frühere Arbeit über die Operation des Strabismus überhaupt. — Graefe sucht in dem dyna
mischen Auswärtsschielen, d. h. in der Insufficienz der m. rect, interni den externis gegenüber
eine sehr häufige Ursache der progressiven M., und hat in vielen Fällen die Progressivität
gehoben durch Herstellung des Gleichgewichtes der Muskeln, indem er durch Tenotomie des
m. r. ext. denselben zurücklagerte und dadurch die Convergenz unter günstigere Beding
ungen setzte.
Er*) sagt:
„Da es ausserdem a priori annehmbar war, dass gerade die gegen das muskuläre
Gleichgewicht erzwungenen Convergenzstellungen mehr als hohe Convergenzstände an sich die
Fortschritte der M. fördern, so glaubte ich schon damals (bei der Veröffentlichung der ersten
Arbeit in der die erste Notiz über den Nutzen der Operation für die progressive M.) zureich
enden Grund zu haben,, die Operation auch unabhängig von Asthenopie gegen die progressive
M. zu empfehlen.“
Ferner S. 233:
„Wenn wir nun die bei progressiver M. sich bethätigenden materiellen Veränderungen
in Betracht ziehen, so ist es gut annehmbar, dass die den Bestrebungen der Muskeln gewisser-
massen abgerungenen Convergenz-Bewegungen, deren Zwang während der Arbeit continuirlich
steigt, und unter denen, wie bei Ueberwindung eines abnormen Widerstandes, der Druck aut
die Umhüllungshäute des Auges nothwendig steigt, die einmal vorhandene krankhafte Dispo
sition anfachen.
*) Graefe 1. c. S. 228.