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wächst, in der Art, dass sie zu Anfang des dritten Monats die regiones hypogastricae
erreicht, so ist wohl anzunehmen, dass durch diesen Wachsthumsprocess die in die
Unterfläche der Leber sich einsenkende vena umbil. geradezu von der Bauchwand
abgedrängt wird und so die über ihr hinziehende Lage des Bauchfells zu einer
Falte erhebt. Dabei kann immerhin eine selbständige Wucherung des Bauchfells an
dieser Stelle statthaben, wie sie nach Kölliker’s Meinung überall an der Oberfläche
der wuchernden Organe statthaben soll. Speciellere Angaben, welche die Richtigkeit
der Annahme eines solchen Bildungsmechanismus bestätigen könnten, habe ich nicht
finden können, aber jedenfalls liegt es nahe, die Bildung des lig. susp. hep. zum
grossen Theil als die Folge eines Abgedrängtwerdens der vena umbil. aufzufassen.
In unserem Falle ist nun das lig. susp. selbst da wie in jedem anderem Falle
und wenn unsere Absicht über dessen Bildung Anspruch auf Wahrscheinlichkeit hat,
so mag auch eben das Vorhandensein des lig. susp. sprechen dafür, dass ein ganz
normaler Bildungsgang dagewesen sei, dass das lig. teres durchaus ursprünglich in
normaler Verbindung mit dem lig. susp. gestanden habe.
Eine genauere Untersuchung des anatomischen Präparates lässt nun auch keinen
Zweifel mehr, dass nach der Fertigbildung der Theile eine mechanische Zerreissung
stattgefunden habe: der Rand des lig. susp. ist zerfetzt, am lig. teres findet sich in
seiner ganzen Länge ein schmaler Saum, der die gleiche zerfetzte Beschaffenheit zeigt
und überdiess besteht der Verbindungsstrang zwischen beiden. Endlich ergiebt die
mikroskopische Untersuchung einen peritonealen Ueberzug des lig. teres: sehr zahl
reiche elastische Fasern und, was wichtiger ist, characteristische Endothelzellen, wenn
auch nicht mehr in zusammenhängendem Stratum.
Haben wir also festgestelt, dass es sich nicht um einen Bildungsfehler, sondern
um eine Zerreissung handelt, so fragt es sich zunächst weiter, wie denn diese geschehen
sein kann. Wenn wir versuchen, diese Frage zu lösen, so müssen wir uns zunächst den
Mechanismus dieser Zerreissuug vergegenwärtigen. Das lig. teres liegt normaler Weise
vom Nabel aufwärts der vorderen Bauchwand hart an, erst in der Nähe des Leber
randes entfernt sie sich von ihr und verläuft in der fossa pro vena umbilicali an der
Unterfläche der Leber bis zur porta hepatis. Nach den Zeichnungen der Sagittal-
durchschnitte im Braune’schen topographisch-anatomischen Atlas bilden die vordere
Bauchwand und die untere Leberfläche (und somit annähernd des lig. teres hepatis)
einen Winkel von 60° beim (21 jährigen) Manne, von 45° beim (25 jährigen) Weibe.
Die Schenkel dieses Winkels, nämlich die vordere Bauchwand bis zum Nabel herab
einerseits, die untere Leberfläche bis zur porta hepatis andererseits, verhalten sich
ungefähr zueinander wie 4 : 3 beim Manne, wie 3,4 : 3 beim Weibe. Eine Gerade,
gezogen vom Nabel zur porta hepatis bildet daher die Grundlinie eines nur wenig
ungleichschenkligen Dreiecks, so dass ein Loth, von dem oben genannten Winkel aus
auf die Grundlinie gefällt letztere in ein längeres vorderes und ein kürzeres hinteres