gerochen haben. Die Temperatur war gefallen auf 38,2, der Pul« auf 108 p. m. Der
Harn wurde nun der Jaffe’schen Untersuchung unterworfen, welche in Fällen von
Darmverschluss bereits drei Mal hier in Kiel wichtige diagnostische Anhaltspuncte er
geben hat, und auch hier zeigte sich ein starker Gehalt an Indican. So oft nun der
Urin untersucht wurde, immer dieselbe Reaction, dabei tägliche diarrhoische Ausleerung
in ziemlich beträchtlicher Menge. Der Krankheitsstand blieb nun fortdauernd derselbe,
auch der Tumor in der Nabelgegend blieb unverändert, der Knabe genoss nur etwas
Milch, die er aber ab und zu wieder erbrach; das Erbrochene hatte niemals fäculenten
Geruch. Die Kräfte des Knaben verfielen immer mehr, das Gesicht erhielt einen
immer jammervolleren Ausdruck, denn das Kollern und die Schmerzparoxysmen er
fuhren nicht die geringste Aenderung. Endlich einmal erfolgte am 10. März wieder
ein geformter Stuhl, gleichzeitig (und schon etwas vorher) zeigte der Urin einen weit
geringeren Gehalt an Indican. Während früher jedesmal die tiefblaue Färbung ein
getreten war, war sie jetzt sehr hellblau. In der Folge wieder diarrhoischer Stuhl,
aber nicht so bedeutende Indicanmenge wie früher, in den letzten Tagen vor dem
Tode geformte Faeces mit Abnahme der Blaufärbung des Harns bei der chemischen
Prüfung. In der Zeit, um den 15. März, änderte sich aber der Tumor in der Nabel
gegend: auf der Höhe desselben, ungefähr in der Ausdehnung eines Fünfgroschen
stückes, in etwas querovaler Form, zeigte sich eine Stelle sehr verdünnt und dein
palpirenden Finger undeutlich fluctuirend. Umgeben war diese Stelle von einem rings
herum zu fühlenden festeren Ringe, der entschieden nicht jenem oben erwähnten in
der Bauehwand gefühlten festem Kreissegmente entsprach. Die Fluctuation wurde in
den nächsten Tagen deutlicher und gleichzeitig verfärbte sich die darüber liegende
Haut entzündlich roth. Da ein spontaner Durchbruch an dieser Stelle mit Sicherheit
vorauszusehen war und man bei der sonst so gut wie machtlosen Therapie eine schwache
Hoffnung hegen durfte, dass durch eine frühzeitige künstliche Eröffnung an dieser
Stelle vielleicht dem Knaben bedeutende Erleichterung verschafft werden könne, im
Falle nämlich gerade hier die obliterirte Stelle des Darmes lag, auch die Erwerbung
einns anus praeternaturalis unter bewandten Umständen keine sehr zu scheuende Sache
war, wurde eine lineare Incision an dieser Stelle in querer Richtung gemacht von
ungefähr 2 cm. Länge. Blutt floss so gut wie gar nicht, dagegen drängte sich mit
ziemlicher Gewalt der ganz flüssige safrangelbe, mit kleinen Luftblasen gemischte
Darminhalt hervor. Gleich darauf aber sistirte dieses um im Verlauf der nächsten
Zeit, bis zum exitus lethalis hin, öfter wiederzukehren. Die Wundränder zeigten sich
bedeckt mit einer dünnen Eiterschichte, bei vorsichtiger Untersuchung mit einer weichen
Bleisonde gelangte man durch die Wunde nur 1—2 cm. weit rings im Umkreise in
eine Höhle, welche dicht unter der Haut gelegen war. Tiefer als 1—2 cm. war auch
nicht in der Richtung von vorn nach hinten zu dringen, also trotzdem, dass offenbar
die Höhle mit einer Darmschlinge communicirte, gelang es nicht, die Communications-