Rudolf August Usinger ward am 7. Juni 1835 zu Nienburg a. d. Weser
geboren. Seine Eltern waren der kgl. Medizinalrath Dr. Wilhelm Usinger und die
Freiin Ida Grote. Schon im ersten Lebensjahr des Kindes ward erkannt, dass seine
Lunge krank sei; bis in das zehnte Jahr lag es fast immer im Bett. Als sich dann
der Körper etwas zu kräftigen schien, übergaben die Eltern ihren Sohn im Sept. 1846
der Pflege und dem Unterricht des Pastor Hindorf in Farnstedt bei Querfurt. Nach
dem aber Rudolf den ganzen Winter 18 47 / 4 8 krank gewesen war, nahmen sie ihn
wieder zu sich. Da überfiel ihn eine heftige Lungenentzündung, und als diese durch
des Vaters ärztliche Kunst überwunden war, brachten die Eltern den Sohn wieder in
ein ländliches Pfarrhaus, zu Pastor Firnhaber in Wastel bei Hannover. Hier blieb er
bis 1850 und kam dann zu Herrn Strauss in Leeseringen bei Nienburg, um die Land
wirtschaft zu lernen. Der Vater war 1849 seiner angesehenen ärztlichen Thätigkeit
und der Familie durch den Tod entrissen worden. Nur ein Jahr blieb Rudolf Usinger
in Leeseringen, denn die angeborene Lungenkrankheit trat nun so heftig hervor, dass
sein Leben' nach Wochen gezählt ward. Er liess sich nach Nienburg zu der Mutter
bringen, um bei ihr zu sterben. Aber seine Lebenskraft war zäh. Vier Jahre lang
erwartete man immer und immer sein Ende. Da riet Dr. Kirchhoff in Hannover 1855
den Gebrauch von Lippspringe an, Und wunderbar! wenn auch zuerst starke Blutun
gen eintraten, der Kranke erholte sich durch die herrliche Heilquelle, seine Kräfte
nahmen rasch zu und von da ab wandte sich seine Gesundheit zum besseren — in
Vergleichung mit früher,
Usinger hatte keinen regelmässigen Schulunterricht bis da genossen. Da nach
dem Ausspruche aller Aerzte, die der Vater, der seiner eigenen Beobachtung bei dem
einzigen Sohne nicht vertrauen wollte, zu Rate zog, sein Leben höchstens auf zwei
und zwanzig Jahre kommen würde, verzichteten die Eltern darauf, den stets kranken
in die strenge Zucht regelmässiger Schulen zu geben. Nun aber, als das Leben ein