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hat er als persönliche Verhältnisse betrachtet, die den Menschen mit dem Menschen
verbinden, das Gemüth drückte seiner Dienstleistung den heiligen Stempel auf. Ich
darf die Männer denen er zu dienen hatte, kühnlich fragen, ob der Entschlafene ihnen
nicht mehr gewesen, als nur ein Knecht; ich weiss, sie werden mir alle antworten:
unsern Herzen stand er nahe durch seine Treue. Ich darf jeden Schüler unsrer
Hochschule, mit welchem sein Beruf ihn zusammenführte, kühnlich fragen, ob er nicht
in einem persönlichen Verhältniss zu uns gestanden; ich weiss sie werden mir alle
antworten: Ja, er war für uns nicht nur ein Diener unserer Hochschule, er war uns
ein treuer Freund durch seine zarte Schonung und seine lebenslängliche Theilnahme.
Ja wohl, ein frommer und getreuer Knecht, und darum so schlicht sein Leben war,
dennoch wird sein Tod als ein persönlicher Verlust empfunden in weiten Kreisen, und
eben darum für ihn doch nicht als ein Verlust, sondern als Gewinn.
Von wenig her zu vielem hin, hier über w e n ig un d d o r t üb er viel gesetzt,
das ist sein Gang aus diesem Leben in die Ewigkeit. Von einem Christen sagen wir
nicht nur: er ist gestorben, wir sagen mehr: er ist vollendet. Washier ein Menschen
leben zeigt von Glauben und von Heiligung, es ist nur Stückwerk auch bei dem besten
Leben; hier ist Kampf und Unruh, Anfechtung und Versuchung, Arbeit im Schweiss
des Angesichts, kein Feierabend - droben allein ist Vollendung und selige Ruh.
Darum ist es nicht finster über diesem Sarg, über ihm leuchten die Osterflammen
voll Verheissung des ewigen Lebens; so gern wir unsern theuren Todten noch hier
behalten hätten, wir können doch nicht anders, als in Gottes Namen sprechen: Geh’
ein zu Deines Herrn Freude.
Wollten wir aber dem Heimgegangenen in unsern Herzen ein bleibend Denkmal
setzen, so muss sich uns die Wahrheit tief einprägen in unser Gewissen: Was einem
Leben Werth verleiht, ist nicht was nach Aussen glänzt und schimmert , sondern die
Treue, die aus lebendigem Glauben an unsern Gott und Heiland geboren sich in allen
Verhältnissen des Lebens bewährt bis an’s Ende. Der Herr, der zum Gerichte kommt,
wird nicht fragen: Bist Du reich gewesen, hast Du hoch gestanden? sondern: Warst
Du treu? Gebe Gott, dass wir in der Ewigkeit dereinst willkommen geheissen werden
mit dem Gruss: Du frommer und getreuer Knecht, Du bist über wenigem getreu
gewesen. Ich will Dich über viel setzen, gehe ein zu Deines Herrn Freude. Amen.