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Aggregat von Fachschulen; sonst wäre oder würde mit der Zeit die V ereinigung der
verschiedenen Fakultäten an Einem Ort etwas lediglich Zufälliges, durch materielle, wissen
schaftlich wenigstens nichts mehr besagende Gründe Bestimmtes, das dann schliesslich
gewiss auch aufhören würde, weil ihm die begriffliche Basis fehlte. Damit aber würde
das geistige Hauptbollwerk Deutschlands, die Stärke seiner Bildung statt nur
Technik und Routine, eingerissen.
An diese Gefahr innerer geistiger oder wissenschaftlicher Zersplitterung zu
denken und vor ihr zu warnen, liegt durch den Kontrast gerade am heutigen Tage
nahe, wo wir das Geburtsfest unseres erhabenen Kaisers feiern. Indem er treffenden
Blicks die besten „Fakultäten“ und Kräfte als die obersten Diener des Staats heraus
zufinden und in harmonischem Zusammenwirken treuen Sinnes zu erhalten wusste,
ist es ihm gelungen, die Sehnsucht von Jahrhunderten zu verwirklichen und die deutschen
Stämme zur Universitas des neuen Reichs zusammenzufassen, damit sie hier nach Aussen
geschützt und geborgen in edlem Wetteifer den Beruf unseres Volks erfüllen, statt
in unfruchtbarerem Sonderleben je ihre Wege zu gehen. Nunmehr aber hat er es als
seine Königspflicht erkannt, auf heimischem Boden zu arbeiten und zu kämpfen, dass
Alle in seinem Reich ohne fremden Zwang sich menschlich-bürgerlich regen und be
wegen können. Was der grosse Friedrich im vorigen aufgeklärteren Jahrhundert leichter
Batte, als Maxime seiner Regierung zu verkündigen, die humane Toleranz, das soll
jetzt in schwierigerer Zeit zum festen Staatsgesetz gemacht und kräftig durchgeführt
Werden. Vom Krankenlager in diesem Winter, nach welchem alle guten Deutschen
üfit banger Sorge schauten, hat sich der greise Monarch wieder frisch zur Arbeit, der
Hohenzollern Königsehre, erhoben. Möge Gott ihn uns noch lange erhalten ! Aus vollem
Herzen fordere ich Sie auf, einzustimmen in den Ruf: Seine Majestät, unser geliebter
Kaiser und König Wilhelm 1. lebe hoch!