betonen? Einmaidesswegen, weil diess doch nicht blos geschichtliche, sondern bereits
sachliche Philosophien auch ohne ein eigenes neues System in recht erspriesslichen
Weise möglich sein dürfte, sei es nun, dass man dabei von den angenommener
Grundgedanken einer einzelnen früheren Lehre ausgeht oder dass man sich stützt
auf die allmälig doch allgemein recipirten Kardinalsätze und Resultate der philosophi
schen Entwicklung überhaupt; selbst ein gewisser Eklekticismus mag eben hier minder
viel schaden, wo der Hauptaccent nicht auf das geschlossene System, sondern auf die
Anwendung fällt. — Fürs Andere sind gerade die Fachwissenschaften so sehr fortge
schritten, haben so viel Neues eruirt oder wenigstens Altes klarer gestellt und gesichtet
— man denke nur unter Anderem an die vergleichende Religionsgeschichte —, dass
auch die philosophische Behandlung jetzt viel sichereren Boden hat und nicht mehr
wie früher vielfach im Nebel tappen muss
Endlich scheint mir diess eine unvermeidliche Koncession an die nun einmal
ihrerseits realistischer gewordene, mehr aufs Fachmässigkonkrete bedachte Zeit und
Stimmung. Bliebe die Philosophie in abstraktem Trotz nur gerade bei ihren centralen
Fächern stehen, so würde sie nothwendig das Wort an sich erleben: Si non vis
intelligi, debes negligi! Sie bliebe im Schmollwinkel unbeachtet sitzen. Jener Kom
promiss mit der Zeitstimmung aber ist nicht die Wetterwendigkeit der Windfahne auf
dem Dach, nicht flache Popularisirung, sondern durchaus erlaubt, weil er ja eine der
Seiten ihres eigensten Berufs vorstellt, deren verschieden starke Betonung je nach
Zeit und Umständen nicht als begriffswidrige, ihrer unwürdige Accommodation be
zeichnet werden darf, will sie anders Lebensweisheit sein und nicht pure Schulweis
heit werden.
Man könnte nun vielleicht einwenden, eine derartige philosophische Beleuch
tung hinsichtlich der Voraussetzungen und Konsequenzen werde in genügender Weise
je von den betreffenden Fachwissenschaften selbst besorgt werden, so dass es der
Einmischung der Philosophie nicht bedürfe. Schön und gut, wenn es geschieht, und
hocherfreulich für die Philosophie als solche, die keine Domäne aus sich machen will
oder vorgibt, den Stein der Weisen zu besitzen, der niemand Anderem zu Gebot
stehe. Allein in der wirklichen Ausführung dürfte sich die Sache denn doch vielfach
etwas anders und minder anerkennenswerth gestalten. Was wird doch da zuweilen
für seltsame, naturalistisch-dilettantische Philosophie von Seiten mancher Fachwissen
schaften getrieben, mit Begriffen operirt und Schlüsse gezogen, Alles in dem guten
Glauben, man stehe noch auf dem festen, heimisch vertrauten Boden seines speciellen
hachs, während doch offenbar bereits das Gebiet der Philosophie betreten ist, das
auf einmal eben wieder etwas andere Gesetze, andre Bedingungen, Erfolge und Miss
erfolge oder Gefahren eigener Art in sich birgt, mit denen es gut wäre, zum Voraus
durch ausdrückliche Uebung bekannt und vertraut zu sein. Mit Einem Wort: So
wenig die Philosophie materiell eine Fachwissenschaft ist, so gewiss ist sie e s