Die Wortstellung in den skaldischen Gedichten weicht von der prosaischen
insofern ab, als die W T Örter 1. innerhalb des Satzes, den sie bilden, ihre grammatisch-
bestimmte Folge aufgegeben, 2, ausserhalb des Satzes, dem sie angehören, zum Theil
in den benachbarten Sätzen ihren Platz finden; die Stellung der Sätze dagegen in
sofern, als von den Sätzen, die — sei es grammatisch mit einander verbunden oder
einander asynthetisch beigeordnet sind oder endlich als freie Parenthesen erscheinen —
der eine entweder in den andern eingeschoben oder aber mit ihm verschränkt ist.
Obgleich diese Einschiebung und Verschränkung der Sätze, jene Umstellung
und Versprengung der Wörter, eine jede von der andern getrennt und für sich wirk
sam gedacht werden kann, treten sie doch in der Regel vereint auf, weil es ja meist
dieselbe Ursache ist, die sie hervorruft: wenn nicht absichtliche Dunkelheit oder
rhetorischer Zweck, so doch hauptsächlich, wie bei jenen grammatischen Abweichungen,
die Rücksicht auf das Metrum, Silbenzahl und Reim.
Die Islendingdräpa bietet in den genannten Beziehungen weit weniger Auf
fälliges als die älteren Dichtungen dieser Art, sie ist um vieles einfacher und nähert
sich an einigen Stellen sogar dem Stil der Prosa; gleichwohl dient jede Strophe zur
Veranschaulichung der gedachten Eigenheiten und indem wir auf das Gedicht selbst
in Verbindung mit der ‘Construction’ seiner Strophen verweisen, beschränken wir uns
hier nur auf die Hervorhebung einiger Punkte.
Durch Umstellung vertauschen die Theile einer zweifachen kenning Platz und
Form zugleich, sobald die kenning nicht durch genitivische, sondern cornponirte Form
erweitert ist; z. B. 6 2 : elgs fen- viöir statt: fens elg-viöir oder 12 6 : fannar arm-viöir
statt: arms fann-viöir (1, 2, 3 statt: 2, 1, 3), aber auch 14 8 : sar-jökuls geimi statt: sär-
geima jörkull (1, 2, 3 statt: 1, 3, 2) u. s. f, (vgl: K. Gfslason, om skjald. 29 ff.)
Die Verstellung trennt zwei durch ok mit einander verbundne Satztheile in der
Weise, dass während sie ok vor dem zweiten belässt, den ersten, obwohl auch nicht
unmittelbar, hinterdrein folgen lässt; so in Isld 15 3 /4: ok atta ... fjörum statt:
fjörum ok ätta (dieselbe Bezeichnung der Zwölfzahl in: fjöra .. ok atta Korm
128 4 /ö, vgl: sex ok einn für: sjau, Sturl. II, 1,20 0 24 bei K. Gfslason, om skjald.
299, nr. 22); ebenso SE I, 232 8 : ok bauga . . . heimboö statt: heimboö ok bauga,
ebd. 616 14 / 17 : ok höldurn . . . jijoökonungs heiti statt: J>j. h. ok höldum, ebd. II, 102y*:
ok myrar . . . um alia . . . höla statt: um alia höla ok rnyrar, in der bekannten Strophe
Brages SE I, 32 4 /s: ok atta ennitungl . . . ijögur höfuö statt: fj. höfuö ok atta
ennitungl, u. a. (über diese Str. s: K. Gfslason a, 0. 308—309).
Die sogen. Tmesis (SE II, 176) trennt nomina composita, indem sie zwischen
ihre beiden Bestandtheile andre Wörter einschiebt; so citirt Olafr hvftaskäld a. O.:
ögn a Stiklar — oblfö —stööum statt: a Stiklarstööum; ferner Hkr IV, 18 (123 31 U):
fjorö- ... hjöröu, ebd, VI, 156 (170 2 /i U): folk- ... runnr u. v. a.; ebenso in Isld.
23 3 /4: hyr . . (unnar) . . ttelir statt: (unnar-) hyr-tselir, und ebd. 16 5 /ß: (haAis . .) haus . .