Island feiert in diesem Jahre 1874 das tausendjährige Jubiläum seiner Geschichte.
Im Jahre 874 war es, wie das übereinstimmende Zeugniss glaubwürdiger
Quellen berichtet, dass Ingölfr Arnarson mit Hab und Gut und seiner ganzen Familie
die norwegische Heimath verliess und nach dem nicht lange vorher entdeckten Island
schiffte, um sich hier eine neue Heimath zu gründen. Reykjavik, noch jetzt der
Hauptort der Insel, wurde seine bleibende Wohnstätte. Bald mehrt sich die Zahl der
Ansiedler und nach sechzig Jahren schon ist alles bewohnbare Land in Besitz ge
kommen. Mit der Errichtung des Aiding wird ein Freistaat gegründet, der mehr als
drei Jahrhunderte besteht, und erst nach der Mitte des XIII. Jahrhunderts gelingt es
dem norwegischen König die bis dahin unabhängige Insel der norwegischen Herrschaft
zu unterwerfen. Bei Norwegen verbleibt es, bis es mit diesem in die Union mit
Hänemark tritt, zu dem es, nachdem Norwegen sich mit Schweden vereinigt hat, auch
noch jetzt gehört.
Islands geschichtliche Bedeutung ist eine weitere und engere.
Hie weitere gehört der allgemeinen Geschichte des Mittelalters an und gründet
sich auf Zweierlei: seine Colonisation und seine republikanische Verfassung. Die eine
Wle die andre sind die ältesten ihrer Art im europäischen Mittelalter; sie sind aber
such die eigentümlichsten. Keiner der übrigen Freistaaten zeigt eine derartige
Mischung monarchischer und republikanischer Momente, wie sie im isländischen
Hodenthum stattfindet, in keinem geniesst der vorwiegend aristokratischen Regierungs-
gewalt gegenüber der einfache Bonde der gleichen Freiheit und des gleichen Rechts
^ er Selbstbestimmung wie auf Island. Nicht, wie bei den übrigen Colonisationen
sntiker und moderner Zeit, ist das zur Besiedlung bestimmte Land ein durch Klima
nnd Bodenbeschaffenheit begünstigtes, mit allem dessen das physische Leben des
enschen bedarf reich ausgestattetes und dadurch anziehendes Land, sondern ein
und das durch möglichste Ungunst in den genannten Beziehungen eher abschreckt.
!ndem es die Ansiedler zu einem andauernden Kampfe mit ihr nöthigt; nicht ferner'