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Poggend.
Ann. Bd.
LXXIII.
S. 337-
Poggend.
Ann. Bd. XCI.
eine Richtung hat, welche der, an der betreffenden Stelle gesondert auftretenden elektrischen
Strömung entgegengesetzt ist, eine Wärmeabsorption aber, wenn die Ströme gleichgerichtet sind.
Poggendorff glaubt, dass an dem in der Leitung faktisch folgenden Wechselpunkt eine die be
wirkte Differenz ausgleichende Temperatur entsteht, da die thermoelektrischen Erregungen ein
ähnliches Gesetz zu befolgen scheinen wie das bekannte Volta’sche der Spannungen. Das Pel-
tier’sche Phänomen ist in seinem Ursprung bis jetzt noch so wenig erklärt, dass ein Schluss auf
die Gleichheit der absorbirten und überschüssigen Wärme selbst an den Wechselpunkten von
Leitern gleicher Art a priori kaum angenommen werden kann, besonders da die Versuche von
Quintus Icilius und Frankenheim zu beweisen scheinen, dass die sekundäre Wärmeänderung an
den Löthstellen, also auch der hierdurch hervorgerufene Thermostrom der Stärke des hydro
elektrischen Stroms einfach proportional ist, also scheinbar einem ganz andern Gesetze folgend,
als das oben erwähnte Joule’sche. Jedoch steht zunächst fest, dass der Thermostrom nur bei schwacher
Erwärmung der Temperatur proportional bleibt, dass die Stärke des Stroms sogar abnehmen
kann, wenn die Temperatur der Löthstelle erhöht wird und dann ist doch in Betracht zu ziehen,
dass keine Kraft aus Nichts entsteht, dass ein Theil der Wärme des Hydrostroms an der be
treffenden Stelle als neu auftretende elektromotorische Kraft verschwindet. Es scheint mir höchst
wahrscheinlich und für die Erklärung dieses Phänomens auch hinreichend, wenn man die Löthstelle als
eine kleine Grove’sche Gassäule ansieht, in der durch die Berührung der Gase mit den Metallen
eine elektromotorische Kraft entsteht. Die bei der Zusammenlöthung der Metalle angewandte
Wärme führt ein geringes Quantum der vorhandenen Metalle in Dampfform über und dieser bleibt
zum Theil mit den Verbrennungsgasen trotz des späteren dichten Gefüges der Löthung an der
Verbindungsstelle haften. Diese eingeschlossene Gasmasse verdichtet sich beim Erkalten, ähnlich
den Gasmassen, welche die mikroscopische Mineralogie in denjenigen Mineralien entdeckt hat,
die wir uns auf plutonischem Wege entstanden denken. Wird nun die Löthstelle durch eine
äussere Verbrennung oder durch einen hydroelektrischen Strom erwärmt, so tritt eine geringe
Vergasung der dünnen Schicht ein, und die Ursache zu einer elektromotorischen Kraft ist in der
so gebildeten Gassäule gegeben. War der Hydrostrom dem neuen gleichgerichtet, so tritt eine
Abkühlung ein, da die Wärme verwandt wird nicht allein den Gaszustand zu erzeugen, sondern
auch zu erhalten, um die neue Bewegungsform den elektrischen Strom herzustellen; sind jedoch
die Ströme entgegengesetzt gerichtet, so haben wir die Erscheinung der galvanischen Polarisation
und eine Anhäufung der Bewegung an der Löthstelle, also eine Summation der Wärme. Aus
dieser Vorstellung von der Entstehung des Thermostroms erklärt sich auch die Abnahme des
selben bei zu starker Erwärmung der Löthung, denn in diesen! Fall treten die eingeschlossenen
Gase je nach der Struktur der Metalle mehr oder weniger mit der äusseren Luft in Communi-
kation und verlieren ihre Wirkung auf die Metallflächen.
Worauf ferner schon in der erwähnten Abhandlung von Poggendorff als dem Joule’schen
Gesetz widersprechend hingewiesen wird, ist die ungleiche Erwärmung der Elektroden bei der
Wasserzersetzung. Wie ich mich nun auch selbst überzeugt habe, ist die Wärmeentwicklung am
negativen Pol, also da, wo das grössere Gasvolum auftritt, eine im Verhältniss zum andern Pol
bedeutend verminderte, weil durch die entweichenden Gase fortwährend ein grösseres Wärme
quantum gebunden wird. Quantitative Bestimmungen, die einen Schluss auf das Verhältniss der
geleisteten Arbeit und der entwichenen Wärme zur fehlenden Wärme ermöglichen, scheinen bis
jetzt nicht gemacht zu sein.
Es liegt somit auf der Hand, dass die Prüfung des Joule’schen Gesetzes niemals für den
Umfang der ganzen Kette geschehen kann, da die Wärme an den erwähnten Punkten in andere
jedoch aequivalente Kraftarten übergeht; die Construction, das Wesen der galvanischen Kette
bedingt schon in seinem Ursprung, in dem erregenden Becher selbst solche dem Gesetz schein
bar wiedersprechende Erscheinungen und wir können dasselbe auch unbeschadet auf den Theil
der Kette beschränken in welchem keine sichtbare chemische Action auftritt. Zur Bestimmung