Apomorphins, denn ich hatte schon bei anderen Versuchen die Erfahrung gemacht, das bisweilen
wiederholte Einspritzungen davon bei Hunden, sobald sie auf das Brett gebunden und vielleicht
schon eine Operation an ihnen vorgenommen war, erfolglos blieb, während ich an den im Stall
frei umherlaufenden Thieren mit meinen Apomorphinlösungen stets Wirkung erhielt. Ich wollte
versuchen, ob das Apomorphin vielleicht präciser wirkte, wenn ich die Hunde mit Morphium
betäubte. Zweimal versuchte ich dies, und spritzte dem Thiere das eine Mal 2V2 Centigramm
Morphium aceticum vorher unter die Haut, das andere Mal nur Centigramm. Die Apomor
phinlösung war in dem letzteren Falle ganz frisch bereitet, in dem ersteren einige Tage alt, aber,
wie ein anderer Versuch bewies, noch völlig wirkungsfähig. In keinem Versuche gelang es das
Thier zum Brechen zu bringen, und es blieb nur übrig anzunehmen, dass entweder das Morphium
die Wirkung des Apomophins hindere, oder dass das Aufschnallen der Thiere und das Opern en
an denselben in diesen wie bei anderen Versuchen die Wirkung des Apomorphins unsicher
machte.
Ich nahm meine Zuflucht zum Tartarus stibiatus, den ich, wie es schon die frühreren
Experimentatoren gethan, in Lösung in die Vena juguläris externa injicirte. Bei einem Versuch
narkotisirte ich zugleich mit Morphium und gab dem ziemlich grossen Hunde nach und nach bis
i Decigramm Morphium hypodermatisch, was aber noch nicht hinreichte ihn völlig ruhig zu
machen. Der Hund hatte nach der ersten Morphiumeinspritzung, als er noch in Freiheit war,
erbrochen, nach der darauf folgenden Einspritzung von Tartarus stibiatus blieb die Wirkung aus,
vielleicht weil er inzwischen gefesselt und tracheotomirt war. Ich eröffnete die Brust, und als
das Erbrechen noch ferner ausblieb, führte ich durch eine in die Speiseröhre gemachte Oeffnung
eine Sonde in den Magen und suchte dadurch Erbrechen zu bewirken, aber vergebens.
Ich machte nun noch einen Versuch bei einem anderen Hunde ohne Narkose. Der Hund
war bereits tracheotomirt. Ich injicirte ihm 2V2 Decigramm Tartarus in die Ingularis. Nach
einiger Zeit trat heftiges Erbrechen ein. Nun öffnete ich rasch den Thorax, aber das Erbrechen
hörte auf, ehe ich die Speiseröhre zu Gesicht bekam, und trat auch nicht wieder ein, obgleich
ich nach einer Weile eine erneuerte Brechweinsteininjection machte. Wohl beobachtete ich in diesem
wie bei den anderen Versuchen die oben näher geschilderten Bewegungen am Oesophagus, aber
bis nach aussen gelangte der Mageninhalt, der in die Speiseröhre vordang, nicht. Ich muss dess
halb die Frage offen lassen, ob bei Hunden beim wirklichen Eintritt von Erbrechen die Speise
röhre nur passiv dilatirt wird, oder ob sie durch eine Antiperistaltik den nach oben drängenden
Kräften zu Hülfe kommt. Vielleicht dass es einem Beobachter nach mir gelingt das Verhalten
des Brusttheils während eines vollkommenen Brechanfalls zu beobachten, möglich aber ist es,
dass die Aufhebung eines so bedeutenden Factors, wie die Säugpumpe des Thorax es für den
Brechact ist, überhaupt ein Zustandekommen desselben nicht mehr zulässt. Unwahrscheinlich ist
eine Antiperistaltik der Speiseröhre des Hundes in hohem Maasse: die Resultate, zu denen Wild
gelangte, sprechen sie ihr völlig ab, und meine Beobachtungen liefern in keiner Weise Anhalts
punkte für die Möglichkeit eines solchen Vorganges. Für den Menschen ist bei dem bekannten
Bau seiner Speiseröhre noch weniger Grund für eine solche Annahme.
Bei den Wiederkäuern können wir nicht umhin für die Muskulatur der Speiseröhie noch
eine Antiperistaltik anzunehmen. Diese Thiere haben eine sehr dicke Muscularis der Speiseröhre,
die durchweg aus quergestreiften Muskeln besteht. Wenn wir an einem langhalsigen Wiederkäuer
sehen, wie die aus dem Magen wiederaufsteigenden Massen in einzelnen Schüben äusserlich sicht
bar nach oben wandern, so können wir die sie hinauf befördernde Kraft nur in einei wellenförmig
von unten nach oben verlaufenden Contraction der Speiseröhrenmuskulatur sehen. Wahrscheinlich
fehlt aber auch bei ihnen der Mechanismus der Inspiration mit geschlossener Glottis nicht, wenn
er auch nicht die Gewalt ausübt wie beim Brechact anderer Geschöpfe. Die Physiologen haben
sich bisher noch nicht darüber zu einigen vermocht, durch welche Kräfte der erste Eintritt des