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ferner Wachskugeln sowohl vom Halse her als vom Magen her in den Oesophagus. In den Halstheil,
sowie in den unteren Brusttheil geführt, wurden sie durch peristaltische Bewegungen hinabbeför
dert, in den oberen Brusttheil gebracht Hessen sie auch diese Reflexwirkung vermissen, nach oben
Wurden sie aber niemals bewegt.
Ich kann dieses nach meinen eigenen Versuchen zum Theil bestätigen. Ich öffnete einem
Hunde die Brusthöhle und leitete künstliche Respiration ein. Dann schnitt ich ein Loch in die
Speiseröhre, wenige Zoll über der Cardia und führte Wachskugeln ein. In den oberen Theil eine
kleine Strecke weit hinaufg'eschoben, wurden sie alsbald peristaltisch nach unten befördert, ebenso
wenn sie in den untern Theil eingeführt wurden. Als ich' die Kugel aber in den oberen Brust
theil schob, blieb sie an dieser Stelle liegen; nie aber sah ich eine Bewegung des muskulösen
Rohrs sie nach dem Schlund zu führen. Ausserdem wurde mein von der Oeffnung aus nach oben
in den Oesophagus eingeschobener Finger mit einer gewissen Gewalt durch die sich contrahiren-
den Muskeln nach unten gedrängt, nach dem Magen zu eingeführt wurde er dagegen nur fest
umschlossen.
Ich habe dann eine Reihe von Versuchen angestellt, in denen ich mich bemühte, den
Brusttheil der Speiseröhre während des Brechactes bei Hunden, an denen künstliche Respiration
eingeleitet war, direct zu sehen. Es ist mir das aber niemals wirklich gelungen, da die Thiere
niemals nach eröffneter Brusthöhle noch erbrachen. Ich stellte das Experiment so an, dass ich
den Hund tracheotomirte, dann in die Trachea ein Rohr einband, das durch einen Kautschuck-
schlauch mit der Mündung eines Blasebalgs in Verbindung stand. In dem Schlauch brachte ich
eine kleine Oeffnung in der Nähe seines Ansatzes an das in der Luftröhre befestigte Rohr an.
Dann eröffnete ich die Brusthöhle durch einen Längsschnitt in der linken Axillarlinie und resecirte
einen Theil der Rippen. Das Mediastinum wurde getrennt, und nachdem beide Lungen collabirt
waren, der Blasebalg in Thätigkeit gesetzt. Die Lungen wurden rhythmisch mit frischer Luft
gefüllt und entleerten in den Pausen, während ein Hahn die Mündung des Blasebalgs schloss, die
verdorbene Luft durch das oben erwähnte Loch in dem • Gummirohr. Es ist mir bei dieser ein
fachen Methode der künstlichen Respiration stets gelungen, die Thiere bis über eine halbe Stunde am
Leben zu erhalten. Indem ich die Ränder der in den Thorax gemachten Oeffnung auscinanderbog
und die linke Lunge emporhob, konnte ich den Abschnitt der Speiseröhre von dem Arcus aortae
bis zum Hiatus des Zwerchfells völlig übersehen. Ich hatte die Thiere schon vor der Brusteröft-
nung mittelst Apomorphin brechen lassen und erneuerte nun meine Injectionen. Das Zwerchfell
führte noch Bewegungen aus, und es zeigte sich bei einem Versuch die wunderbare Erscheinung,
dass seine Contraction mit der Entleerung der Luft aus den Lungen, seine Erschlaffung mit der
künstlichen Füllung der Lungen zusammenfiel. Bisweilen cgntrahirte sich das Zwerchfell stärker,
und ich konnte dabei an der Speiseröhre warnehmen, dass Flüssigkeit aus dem Magen in ihr
aufstieg und sie auftrieb. Wahrscheinlich waren dies Brechversuche, zur wirklichen Entleerung
von Stoffen per os kam es nicht. Ich sah ferner mit jenen Contractionen gleichzeitig die Speise
röhre eine Aufwärtsbewegung ausführen. Jedenfalls war dieselbe zum Theil wenigstens durch den
Kehlkopf und Schlundkopf mitgetheilt, ich glaube aber auch eine Verkürzung des vorliegenden
Speiseröhrenstückes gesehen zu haben, die jedenfalls auf die eigene Muskulatur zu schieben wäre.
Eine" eigentlich antiperistaltische Bewegung habe ich aber niemals beobachtet, wenn auch die
Gegenwart von Mageninhalt in der Speiseröhre bei dem unter der Wirkung der Brechmittel
stehenden Thiere eine solche Bewegung, wenn sie überhaupt möglich wäre, reflectorisch hätte
hervorrufen können. Wohl aber sah ich deutlich und in öfteren Wiederholungen, dass, wenn
Flüssigkeit aus dem Magen in grösserer Menge nach oben getrieben war, eine peristaltische
Contraction der Speiseröhre dieselbe wieder nach dem Magen zu trieb. Es verlief eine deutliche
Verengerung in der Richtung von oben nach unten.
Ich schob das Ausbleiben von wirklichem Erbrechen auf eine Unwirksamkeit des
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