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die sich stark verengende Stimmritze hervorgerufen wird. Das bei dem von mir beobachteten
Hunde gleichzeitig mit dem Aufstossen im Kehlkopf entstehende Geräusch, sowie die von oben
dabei durch die Stimmritze tretenden Luftblasen scheinen zu beweisen, dass von der heraufge
brachten Luft ein Theil durch die sich wieder öffnende Glottis in die Luftröhre treten kann,
Übrigens macht die bei dem Thiere vorhandene linksseitige Stimmbandlähmung diese Möglichkeit
für die normalen Verhältnisse zweifelhaft. Somit dürfte der Mechanismus bei dem Ructus in
geringerer Stärke und weniger convulsivisch derselbe sein wie der beim Brechact. Bei beiden
haben wir Inspiration mit geschlossener, respective stark verengter Glottis.
Dies erklärt uns zugleich die Thatsache, dass nicht nur bei manchen Thieren das Erbrechen
ein willkürlicher Act zu sein scheint und bei einigen zum physiologischen Act wird, sondern dass
auch manche Menschen bei starker Anfüllung des Magens willkürlich ohne Reflexerregung erbrechen
können. Ebenso wird derselbe Vorgang stattfinden in den Fällen, die man beobachtet hat, wo
ein wirkliches Wiederkauen der Igenossenen Speisen bei Menschen zur Gewohnheit wurde, dabei
aber jedes Mal willkürlich von denselben provocirt werden konnte. Es wird aber auch der Fall
eintreten können, dass bei Einleitung des obigen Mechanismus in den meisten Fällen leichter Luft
von oben her in die Speiseröhre tritt, und so mag das Luftschlucken zu Stande kommen , das
man besonders bei hysterischen Personen als üble Gewohnheit beobachtet hat.
Es harrt nun noch eine Frage der Erledigung, die schon zu Anfang uns beschäftigte,
Die passive Dilatation des Oesophagus haben wir festgestellt, es fragt sich, ob ihm ausserdem
noch eine active Rolle durch seine Muskulatur zufällt. Es kann sich dabei nur darum handeln,
ob der Speiseröhre eine Antiperistaltik zu vindiciren ist oder nicht, denn von der durch eine Con
traction der Längsfibrillen bewirkten Oeffnung der Cardia, wie sie Rühle annimmt, brauchen
wir bei der Unwahrscheinlichkeit, ja Unmöglichkeit einer solchen Wirkung, selbst wenn die Längs
fasern sich wirklich verkürzen, und bei den anderen besseren Erklärungen, die wir für das Auf
hören des Cardiaverschlusses gefunden haben, füglich nicht mehr zu reden. Wir haben oben
schon unsere Bedenken geäussert, die einer wesentlichen Betheiligung der glatten Muskulatur bei
dem rapide verlaufenden Brechstoss entgegenstehen. Man müsste, um das Verhalten der glatten
Muskulatur des Oesophagus zu eruiren entweder am Menschen direct beobachten, wozu sich
gewiss selten Gelegenheit bieten wird, oder man rhüsste zu den Versuchen Ihiere benutzen, bei
denen die Speiseröhrenmuskulatur dieselbe Anordnung wie beim Menschen zeigt. Nur am Halstheil
und eine kurze Strecke weit am Brusttheil hat der menschliche Oesophagus dieselben quergestreiften
Fasern wie das Organ des Hundes, nur für diese Strecke können deshalb die am Hunde gemachten
Beobachtungen auf den Menschen übertragen werden. Bei den Affen finden wir einen ganz
ähnlichen Bau der Speiseröhre wie beim Menschen, deshalb ist die Wahrscheinlichkeit da, dass
man an diesen Thieren dieselben Elemente auch dieselben Functionen ausführen sehen könnte.
Bis jetzt aber hat man nur am Hunde Versuche angestellt.
Es kommen hier vor allem die Versuche in Betracht, die Wild unter Ludwigs Mit
wirkung angestellt hat.*) Dieser Forscher hat, so oft er .den Oesophagus beobachtete, nie eine
antiperistaltische Bewegung entdeckt, er mochte die Hunde brechen lassen, oder die durch in
das Rohr eingeführte Wachskugeln hervorgerufenen Bewegungen zum Gegenstand seines Studiums
machen. Zwar konnte er direct nur den Halstheil und das in der geöffneten Bauchhöhle sicht
bare cardiale Ende beobachten, an diesen Theilen hat er aber stets nur passive Dilatation durch
die erbrochenen Massen gesehen. Am Halstheil nahm er gleichzeitig Hebebewegungen des
Kehlkopfs und des Schlundkopfs war, und die nicht bis nach aussen gelangten Massen wurden
durch regelmässig peristaltische Bewegungen wieder in den Magen zurückgebracht. Wild führte
*) Vergl. den Aufsatz: »Ueber die peristaltische Bewegung des Oesophagus« von F. Wild in der Zeitschrift für
rationelle Medicin von Henle und Pfeufer. 5* Band. 1846.