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kommt es an. Der Druck würde dabei im Magen sinken; und ebenso würde auch die Einziehung
des Foramen oesophageum und das geringe Hinaufrücken der Cardia sich leicht erklären, denn
hier würde der äussere Athmosphärendruck durch eine Lücke der sich contrahirenden Zwerch
fellmuskeln in die Höhle, in der Druckverminderung herrscht, hinaufdrängen. Bei anderen An
strengungen der Bauchpresse würde das Erbrechen ausbleiben, weil dabei Exspirationsbewegung
mit geschlossener Glottis stattfindet. Was haben wir aber denn für Gründe mit Rühle und
Traube eine Exspiration im Augenblick des Erbrechens anzunehmen? Man begreift nicht, wie
Traube sogar von einer forcirten Exspiration sprechen kann, denn das Herabsteigen des Zwerch
fells ist doch hinlänglich bei allen Versuchen beobachtet, und die Wirkung der sich contrahiren
den Bauchmuskeln auf den Thorax ist dadurch fast ganz paralysirt. Nur die Annäherung der
Rippenränder beider Seiten, die Rühle häufig erwähnt, die er aber selbst als eine Ab- und Ein
wärtsbewegung der unteren Rippenbögen hervorgerufen durch die Bauchmuskeln näher beschreibt,
würde für eine exspiratorische Anstrengung genommen werden können. Diese Bewegung würde
allerdings eine Verkleinerung des Thoraxraumes bewirken, eine solche ist aber jedenfalls sehr
gering im Vergleich zu der starken durch das tief herabsteigende Diaphragma bewirkten Erwei
terung, und sie ist ein unvermeidliches Resultat der für das Zustandekommen des Brechactes so
wichtigen Contraction der Bauchmuskeln. Ausserdem weist sie uns vielleicht noch darauf hin,
das einer inspiratorischen Contraction des Zwerchfells vielleicht wegen mangelhafter Oeffnung der
Glottis eine genügende Aufblähung der Lungen und dadurch ermöglichte Dilatation des Thorax
nicht gelingt. Das würde aber für die Mechanik immerhin eine Inspiration bleiben.
Es kommt also jedenfalls darauf an zu untersuchen, in welcher Phase ’der Respiration
erbrochen wird, was in den früheren Versuchen noch nicht hinlänglich beachtet ist. Zu diesem
Zwecke machte ich folgendes Experiment:
Experiment I: Ein sechs Wochen alter Hund wurde auf ein horizontales Gestell gebunden
und durch einen Längsschnitt am Halse die Trachea freigelegt. Dann führte ich hinter der Luft
röhre zwei Fäden herum, öffnete dieselbe an der Vorderseite durch einen Längschnitt, schob ein
rechtwinklig gebogenes kurzes Glasrohr mit der Oeffnung nach den Lungen zu in sie ein und
band dasselbe mit den vorher erwähnten Fäden fest in die Luftröhre ein. Am anderen Ende des
Glasrohres stellte ein kurzes Kautschuckrohr die Verbindung mit einem Quecksilbermanometer her.
In dem Kautschuckrohr befand sich etwas über dem Ansatz an das Glasrohr ein kleines Loch,
um durch dieses hindurch dem Thiere die Respiration zu ermöglichen. An dem Ansatzstück des
Manometers befand sich ausserdem ein Ventil, mit welchem dem Thiere bei eintretender Dyspnoe
das Athmen erleichtert werden konnte, das aber während der Manometeruntersuchungen geschlossen
blieb. Das Thier athmete ruhig und regelmässig, dabei waren die Schwankungen des Quecksilbers
sehr gering, besonders die inspiratorische, nur 2—3 Millimeter betragend. Nur bisweilen kamen
tiefere Athemzüge, die das Quecksilber in dem dem Thiere näheren Manometerschenkel bis auf
i—i’/j Centimeter steigen Hessen. Natürlich konnten diese Schwankungen und auch die später
beobachteten kein wahres Mass der vorhandenen Spannungen abgeben, aber es kam auch nur
darauf an sie unter einander zu vergleichen. Jetzt injicirte ich 0,005 Apomorphin in Lösung unter
die Haut des rechten Hinterbeins. Anfangs athmete das Thier ruhig weiter, nach 3 Minuten aber
rascher mit tieferen Inspirationen; die Exspirationen waren nur entsprechend jenen etwas stärker
als vorher. Dies dauerte fort und 7 Minuten nach der Einspritzung trat Erbrechen in mehreren
Stössen ein. Während jeder Würgbewegung hörte man ein lautes Geräusch im Magen und in der
Speiseröhre entstehen. Gleichzeitig mit jedem dieser Töne und mit der plötzlichen Contraction
der Bauchmuskeln trat eine starke Steigung des Quecksilbers in dem dem Thiere näheren
Manometerschenkel ein bis auf 3—5 Centimeter. Rasch nach jeder solchen Inspiration fiel das
Quecksilber wieder zurück, die Exspiration war nicht forcirt, der Einfluss der Schwere schien sich
hauptsächlich auf die Quecksilbersäule geltend zu machen und ein starkes Zurückpendeln zu