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*) Oeuvres de Legallois. T. II. Paris 1830. p. 93 fl.
des Oesophagus sein kann — so hält er es für wahrscheinlicher, dass eine Contraction der
Längsfasern den Verschluss der Kreisfasern überwinde. Dies bleibt also noch unentschieden, hin
gegen scheint die nur passive Betheiligung des Magens beim Brechen und die bedeutende Druck
wirkung des Zwerchfells und der Bauchmuskeln auf denselben von Rühle hinlänglich bewiesen.
Er bemerkte noch bei seinen Versuchen regelmässig mit dem Anfall eine Annäherung der Rippen
bögen von beiden Seiten, deren Wirkung für die Verengerung des Raumes, in welchem der Magen
liegt, er der Zusammenziehung des Zwerchfells noch hinzuaddirt.
Gehen wir weiter und wenden uns jetzt zu dem, was aus früheren Beobachtungen über
den Antheil der Speiseröhre bereits vorliegt! Zuerst sind hier die Versuche von Legallois und
Beclard zu verzeichnen.*) Um das Verhalten des Oesophagus zu ergründen, verfuhren diese
Beobachter so, dass sie an Hunden den Halstheil des Organs bioslegten, dann denselben erfassten
und in die Höhe zerrten. Es gelang ihnen so den Magen bis in die Brust hinaufzuziehen und
die Speiseröhre an ihrem cardialen Ende abzureissen oder nahe demselben abzuschneiden. An
dem nun aussen frei herabhängenden Rohr nahmen sie abwechselnde Erweiterungen und Ver
engungen war, die von oben nach unten sich fortpflanzten. Dann riefen sie Erbrechen hervor
und sahen dabei die Speiseröhre sich gleichzeitig mit den Anstrengungen der Bauchmuskeln
ruckweise stark verkürzen, wobei aus ihrem unteren Ende Luftblasen ausgetrieben wurden. Sie
wollen aus diesen Erscheinungen auf eine Antiperistaltik schliessen, das Austreten von Luft aus
dem unteren Ende spricht aber weit mehr für eine peristaltische Thätigkeit, und der Schaum,
den die Versuchsthiere mehrere Male aus dem Maul auswarfen, könnte weit eher aus den Luft
wegen oder aus der Mundhöhle stammen, als in der Speiseröhre in die Höhe getrieben sein.
Jedenfalls sind diese Versuche aber sehr roh, und der Umstand, dass die Thiere wenige Minuten
nach den beobachteten Erscheinungen starben, wenn sie nicht schon, bevor etwas beobachtet
werden konnte, verendeten, lässt es zweifelhaft erscheinen, ob man ein gleiches Verhalten der
Speiseröhrenmuskulatur beim Brechen unter normalen Verhältnissen annehmen darf.
Ebenso verlieren die Versuche Budge’s fast allen Werth durch das Eingreifende des Ver
fahrens, das er zur Beobachtung der Verhältnisse anwendet, und das unmöglich noch eine mit
der gewöhnlichen annähernd zu vergleichende Brechanstrengung zu Stande kommen lassen kann.
Er eröffnet nämlich bei einem Hunde Brust- und Bauchhöhle und wendet das von ihm beliebte
Verfahren Brechen zu erregen an, indem er nur den Pylorus unterbindet und dem Thiere Wasser
eingiessen lässt. Die Lungen collabiren natürlich sofort, und da keine künstliche Respiration ein
geleitet wird, so stellen sich auch alsbald die Symptome der Erstickung ein. Was Budge nun
noch an der Speiseröhre beobachtet, kann schwerlich auf einen eingetretenen Brechact bezogen
werden, sondern würde sich höchstens den Beobachtungen über die Peristaltik während der Agone
anreihen. Der Bericht lautet folgendermassen: »Die ganze Speiseröhre verlor ihre Contraction in
demselben Augenblick, als eben der Magen die stärkste Ausdehnung und Spannung gezeigt hatte,
zog sich aber sogleich wieder über dem Zwerchfell zusammen, und so stark, dass sich die Stelle
über dieses wurstförmig auftrieb. So ging es immer weiter, eine Auftreibung folgte der andern,
bis zum Schlunde hin. Besonders deutlich aber konnte ich diesen Process mit ansehen, wenn ich,
statt Flüssigkeit einzugiessen, den Pylorustheil mehr oder minder stark drückte. — Bei einem
mässigen Druck kamen die Stoffe vielleicht nur. i Zoll hoch bis über das Zwerchfell, und nachher
fielen sie wieder in den Magen herab. War der Druck stärker, so drangen die Stoffe oder auch
Luft bis an den Schlund vor oder wurden selbst erbrochen.« Es muss doch jedenfalls sehr
gewagt erscheinen, wenn Budge durch Druck mit der Hand den sinkenden Widerstand der
Cardia bei dem sterbenden Thier zu überwinden sucht, dadurch den Mageninhalt beliebig hoch
in die Speiseröhre hinaufdrückt und dies Phänomen mit dem Brechact identificirt. Wir geben